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„Schleiff hat gelernt“

■ Rostocker SPD-Chef auf Bremen-Visite

Dr. Ingo Richter, von Beruf Kinderarzt, ist Vorsitzender der Rostocker SPD.

taz: Ist das Zufall, daß Sie zusammen mit Henning Schleiff in Bremen sind?

Dr. Ingo Richter: Ich bin von der SPD-Bürgerschaftsfraktion zu deren 90jährigen Bestehen eingeladen worden. Ein wenig überraschend, insbesondere wäre ich viel lieber in der DDR, weil mein Platz dort ist. Aber als ich gehört habe, daß der Oberbürgermeister Henning Schleiff hierher eingeladen wurde zur SPD-Bürgerschaftsfraktion - Dr. Henning Schleiff, SED da habe ich mir gedacht: Das kann doch wohl nicht wahr sein, daß man einen SED-Vertreter bei den Sozialdemokraten hat und keinen Sozialdemokraten.

Henning Schleiff macht einen jovialen, umgänglichen Eindruck. Wie waren die letzten Jahre unter dem Oberbürgermeister Schleiff?

Die Frage nach der Kommunalpolitik kann ich nur allgemein beantworten. Es ist und bleibt eine chaotische Mißwirtschaft. Da kann sich auch die Kommunalpolitik Rostocks nicht freisprechen. Obwohl insgesamt im DDR-Maßstab Rostock noch relativ gut da steht und das Lebenswertgefühl im Norden besser ist als im Süden. Was den Umgang mit den Bürgern anbelangt, da hat auch der Oberbürgermeister Rostocks, insbesondere in letzter Zeit, sehr dazugelernt. Wenn ich mich daran erinnere, wie wir mal einen Pädiatriekongreß vorbereitet haben, da war es ausgesprochen schwierig für meinen Klinikdirektor, eine Audienz bei ihm zu bekommen. Das hat sich gewandelt. Wenn ich als Rostocker SPD -Vorsitzender sage, ich möchte den Oberbürgermeister sprechen, dann ist er zu sprechen. Etwas anderes würden wir uns auch nicht mehr bieten lassen.

Herr Schleiff hat heute gesagt, daß in der SED auch vor der Revolution schon kritisch diskutiert geworden: 'Von den Ideen her ist es nicht so, daß wir uns um 180 Grad gedreht haben.‘ Haben Sie davon etwas gemerkt?

So würde ich das nicht formulieren. Es ist kennzeichnend für eine Partei wie die SED, daß sie überhaupt nicht in der Lage ist, von der Basis her demokratisch zu arbeiten und die Spitze von ihrem ideologischen Schwachsinn abzubringen. Das war eine innerparteiliche Angststruktur.

Herr Schleiff hat auch gesagt, er spüre Mißtrauen gegen die SED in Rostock. Er meinte, das sei mehr Mißtrauen als berechtigt.

Mißtrauen ist ein viel zu schwaches Wort.

Fragen:hbk

Ausführliches Interview mit Ingo Richter auf den Rostock -Seiten der Samtags-taz

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