piwik no script img

Neu im Kino:

■ Die weiße Zeit der Dürre

Ben du Toit, Geschichtslehrer in Johannisburg, lebt mit seiner Familie in einer weißen, heilen Welt. So ein richtig netter Rassist ist das, der seinen schwarzen Gärtner Ngubene liebt und im Angesicht gefolterter Schwarzer von gerechten Strafen faselt. Du Toit ist kein Unmensch, aber er ist unmenschlich naiv. Erst verschwindet der Sohn Ngubenes im Keller der südafrikanischen Geheimpolizei, dann Ngubene selbst. Um diese „Mißverständnisse“ aufzuklären, macht du Toit sich auf die Suche. Freundlich, aber energisch wird ihm bedeutet, sich aus „den Angelegenheiten der Staatssicherheit“ herauszuhalten. Aus moralischer Verpflichtung gegenüber der Familie Ngubene setzt du Toit seine Suche fort und entdeckt, je tiefer er nach dem Verbleib der beiden gräbt, die Schreckensherrschaft der Weißen in Südafrika mit ihren grausamen Instrumenten von Folter und Mord.

Jetzt kann er nicht mehr zurück. Er will den für die Ermordung der Ngubenes verantwortlichen Geheimdienstler vor Gericht stellen, doch trotz der erdrückenden Beweislage verliert er den Prozeß und wird nun selbst zum Gejagten. Er gerät unter die Mitglieder des schwarzen Widerstandes und fängt an, Beweise gegen das Unrechtsregime zu sammeln, der politische Riß mit dem Regime verläuft auch quer durch seine Familie. Seine eigene Tochter will ihn schließlich an den Geheimdienst ausliefern, „damit wir wieder leben können wie vorher“, doch weil die Falle nicht zuschnappt, wird du Toit kurzerhand ermordet.

Die Regiesseurin Euzhan Palcy, die den Film nach einem Roman von Andre Brink gedreht hat, sah ihr größtes Problem in der Charakteristik ihres Protagonisten Ben du Toit, des weißen Ahnungslosen, der von der Politik seines Landes nichts versteht, obwohl er Intellektueller und Geschichtslehrer ist: „Warum hat dieser Ben keine Ahnung? Es ist doch unmöhlich, daß er dermaßen arglos ist“. Das Problem hat sie nicht gelöst: Zwar spielt Donald Sutherland als Ben du Toit die Naivität haarsträubend authentisch, aber die Geschichte, die hier erzählt wird, stimmt einfach nicht. 50 Jahre lang läuft ermit offenen Augen blind durch sein Leben, dann packt ihn die Moral, die Instanz, die seinLeben aus den Fugen geraten läßt: Es lebe Amerika, es lebe Hollywood. Ergo: eine spannende Geschichte, die nicht stimmt. ma

„Weiße Zeit der Dürre“ läuft im neuen City 3. 15.45;18.15; 20.45; Fr. Sa auch 23.00

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen