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Blick von unten wie im Bett

■ Weibliches Schreiben in Zeiten finanzieller Verwertbarkeit / Zur 14. Literarischen Woche

Kein Motto wird der diesjährigen Literarischen Woche vom 22.1. bis zum 8.2. übergestülpt. Schon gar kein „Ost/West“, der langfristigen Planung sei Dank. Bewußt engt keine formale Benennung ein, womit dem zu diskutierenden Themenkreis am besten gedient ist.

Es geht um schreibende Frauen, um auch über Sexualität und Lust, Erotik und Gewalt

schreibende Frauen. Es geht um Sprache, die Frauen verwenden, und um die, die gegen sie verwandt wird. Es geht ferner um die Frage, ob es eine durch das Geschlecht bestimmte Art und Weise gibt, Literatur als Kunstform herzustellen und aufzunehmen.

Wo Frauen die Welt erleben als Menschen zweiter Klasse, in einer von Männern beHERRschten Ordnung, erleben Frauen sie anders als Männer: von unten (hol's der Teufel, wie oft auch noch im Bett).

Historisch beschränkt auf das Private, ausgegrenzt aus Machtpositionen in allen öffentlichen Bereichen, hat sich dieser Blick von unten entwickelt. Dies vorausgesetzt, ist weibliches Schreiben als Ringen um Eigenständigkeit und Unabhängigkeit des eignen Ich, als Sich-Gehör-Verschaffen ganz sicher ein anderes Schreiben als das von Männern.

Die muntere Frauenbewegung seit Ende der 60er Jahre hat den Boden bereitet für die sogenannten Frauenbücher, in denen zahlreiche Autorinnen schreibend ihrer ganz persönlichen Geschichte nachgingen und damit massenhafte Identifikationsmöglichkeit boten (z.B. Verena Stefan, Brigitte Schwaiger). Gleichzeitig entstanden Verlage, die Texte nur von Frauen sichteten und veröffentlichten. Seit mehr als 15 Jahren sind Frauen in der Literatur nicht mehr zu überhören. Die großen Verlage haben ihnen Raum überlassen müssen, spätestens als sie feststellten, daß damit Geld zu machen ist.

Was durch die Frauenbewegung bewußt und publik gemacht wurde, wenden Feministinnen heute in allen Sparten der Wissenschaften an, um die historische Tatsache der Unterdrückung von Frauen nachzuweisen, die Mechanismen aufzuspüren mit dem erklärten Ziel, sie aufzuheben. In mühevoller Archivwühlerei ist

die Tradition von weiblichem Schreiben aufgespürt worden, um (sprachliche) Verhältnisse zu entlarven und womöglich zu verändern (z.B. durch das große I der taz). Eine Veranstaltungsreihe wie die Literarische Woche kann Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen ein Forum sein, auf dem sie die über die Frauenbewegung gewonnen Kenntnisse wieder in diese hineintragen können, vielleicht auch darüber hinaus.

In den zwei Wochen werden über 20 Veranstaltungen angeboten mit wohlklingenden Namen

aus Wissenschaft und Kunst. Wieder gibt es auch das (16.) Bremer Literaturgespräch; außerdem werden der Bremer Literaturpreis und der Literaturförderpreis vergeben.

Gar lieblich ist übrigens das Plakat unter Verwendung eines Bildes von M. Glaser (?), in leuchtendem Gelb gehalten, eine Scheide unverhüllt zwischen den Schenkeln dargeboten, daneben ein roter Kikeriki-Gockel und ein süßes, kleines Teufelchen zum Anfassen.

Anna Dros

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