: Sittensen erforschen
■ Behörden und Ziegelfabrik beauftragen Untersuchung
Heute trifft sich im niedersächsischen Sozialministerium zum ersten Mal die eigens ins Leben gerufene Expertenkommission mit Vertretern des Gemeindeverbandes Sittensen und Klaus -Wilhelm Lecking, dem Leiter des Kreisgesundheitsamtes in Rotenburg und dem ehemaligen Leiter des Instituts für Wasser -und Lufthygiene, Professor Aurand vom Bundesgesundheitsamt. In dieser Konferenz soll das weitere Vorgehen festgelegt werden, um die Ursachen der alarmierenden Blutkrebsfälle bei Kindern und Jugendlichen in der 9.000 Einwohner-Gemeinde zu untersuchen (vgl. taz v. 13.1.90). „Wir in der Samtgemeinde sind mit diesen Problemen und den anstehenden Untersuchungen schlicht überfordert“, sagt Klaus-Wilhelm Lecking vom Kreisgesundheitsamt. Unklar ist auch noch die Finanzierung der Untersuchungen.
In einer Bürgerversammlung hatte sich der Hauptverdacht vergangene Woche auf „Oltmanns Ziegelfabrik“ gerichtet, in der „porosierte Leichtziegel“ hergestellt und Styropor in hohen Mengen verarbeitet wird. „Dieser Verdacht hat auch uns in hohem Maße betroffen gemacht“, erklärt Klaus Hoppe, Geschäftsführer der Wienerberger Ziegelindustrie, zu der Oltmanns Ziegelfabrik seit 1986 gehört. Sein Unternehmen habe deshalb ebenfalls Untersuchungen in Auftrag gegeben, u.a. in externen Instituten. „Die Diskussion gestaltet sich auch deswegen für uns unangenehm, weil Ziegel bisher immer als natürlicher Baustoff in die Umweltdiskussion eingebunden war“, meint Hoppe. Seit 20 Jahren werde ein solcher mit Styropor versetzter Ziegel produziert, und bisher habe es keine Anlässe für gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen gegeben: Der einzig denkbare Stoff für eine Gesundheitsgefährdung, der beispeilsweise in den Emissionen vorkommen könnte, sei Benzol und das sei bisher nur in verschwindend kleinen Mengen weit unter den zulässigen Werten gemessen worden.
„Das Polystyrol (Styropor) wird in der Produktion im Verhältnis zur Gesamtmenge nur in geringer Dosierung eingesetzt“, beteuert der Geschäftsführer. Pro Tag seien dies, je nach Produktions-Programm, 500 Kilogramm bis zu einer Tonne. Seiner Meinung nach seien jedoch auch theoretisch keine Risiken mit diesem Produktionsprozeß verbunden. „Wir werden auch Anlagenbauer hinzuziehen, damit die Verunsicherung in der Bevölkerung abgebaut und die Diskussion versachlicht werden kann“, betont Hoppe.
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