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"Volkstümliches Gemälde"

Paul Verlaine

Volkstümliches Gemälde

Der Lehrling, fünzehnjährig, nicht eben schön,

doch auch nicht reizlos in seiner etwas weichen Rauheit anzusehn,

matthäutig, mit lebhaft tiefen Augen: Der Satansenkel,

aus seinem Hosenlatz holt er den straffgewordenen Senkel

und pflanzt ihn der Meisterin zwischen die drallen Schenkel.

Über den Bettrand räkelt sie sich mit frecher Bewegung,

Beine hoch, Brüste heraus, zappelnd in der Erregung.

Wie er ihren feisten Bauch unter seine Weste zwängt und mit festen Stößen die Rüstige kühner bedrängt!

Man sieht, er fürchtet sich nicht vor solchen Sachen,

oder etwa, die gute Dame schwanger zu machen;

(denn ist ihr Hahnrei nicht da, vertrauensvoll und reich genug?).

Endlich, als der höchste Augenblick sie beglückt:

„Du hast mir ein Kind gemacht, ich fühl's und liebe dich drum noch mehr!

„Hier sind Bonbons für die Taufe!“ sagt sie nachher,

und zärtlich, wie Bienenspiel an süßlichen Harzen,

wiegt er und kost und küßt ihrer Brüste rötliche Warzen.

Paul Verlaine: La Trilogie Erotique, übersetzt von Curt Moreck, Harenberg Editio

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