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Streit in Spanien um Zwangsernährung

Nach 50 Tagen Hungerstreik befinden sich sieben Grapo-Mitglieder in kritischem Gesundheitszustand / Die spanische Justiz will „alles versuchen, um den Tod eines Grapo-Häftlings zu verhindern“ / Angehörige kritisieren Unnachgiebigkeit der Sozialisten  ■  Aus Madrid Thomas Krischer

Der Wartesaal der Madrider Zentrale des Roten Kreuzes in der Avenida Dr. Federico Rubio y Gali ist vollgehängt mit Plakaten, vergrößerten Zeitungsausschnitten und Fotos der 58 inhaftierten Mitglieder der Untergrundorganisation 'Grapo‘ (Antifaschistische Widerstandsgruppen des ersten Oktober), die sich seit dem 30. November im Hungerstreik befinden. Die Anwesenden, die sich ohne Unterbrechung seit dem 22. Dezember hier aufhalten, sind zwischen 40 und 60 Jahre alt; die meisten von ihnen Frauen. Viele sind von weither zu dieser Aktion angereist. Sie wollen auf die Haftbedingungen ihrer Kinder hinweisen und deren Forderung nach Zusammenlegung unterstützen. Eine von ihnen, Josefa Seonae Vaz aus Galizien, hat drei Söhne. Zwei von ihnen, Jesus Cela Seonae (25) und Francisco Cela Seonae (31), nehmen an dem Hungerstreik teil. Jesus liegt jetzt auf der Krankenstation des Gefängnisses von Soria, während sein Bruder ins Gefängniskrankenhaus in die mehr als 100 Kilometer entfernte Stadt Zaragoza transportiert wurde - für die Mutter unmöglich, beide zu besuchen. Für die Familienangehörigen und Freunde der Gefangenen ist es äußerst schwierig, aktuelle Informationen über den Zustand einzelner Inhaftierter zu bekommen. Oft sind ihnen nur Auskünfte aus dritter Hand zugänglich.

50 Tage nach Beginn des Hungerstreiks befanden sich gestern nach Angaben des Justizministeriums noch 51 Häftlinge im Hungerstreik - 34 von ihnen werden stationär behandelt. Der Gesundheitszustand von sieben Hungerstreikenden gilt als äußerst kritisch, zwei sind bereits im Koma. Die Grapo -Mitglieder hatten den Hungerstreik begonnen, um eine neue Zusammenlegung zu erwirken. In diesem Punkt hat die spanische Justizverwaltung bisher keinerlei Zugeständnisse gemacht. Die Erklärung des spanischen Justizministers Enrique Mugica, „alles zu versuchen, um den Tod eines Grapo -Häftlings zu verhindern...“, scheint den Konflikt jetzt auf die Frage der Zwangsernährung zuzuspitzen. Nach derzeitigem Stand wäre eine Zwangsernährung für 26 Betroffene juristisch sanktioniert, für die übrigen Hungerstreikenden liegen teilweise gegenteilige Beschlüsse vor. Die Angehörigen der Gefangenen haben dagegen erneut erklärt, daß ihnen hierüber keine Entscheidung zustehe, sondern daß die Einwilligung eine freie Willenserklärung der Betroffenen sein müsse.

Die Grapo hatte bereits mehrfach als aufgelöst gegolten, hatte aber in den vergangenen Monaten mit einer Reihe von Attentaten wieder auf sich aufmerksam gemacht. So gingen Anschläge in Madrid, Valencia, Barcelona und Gijon, bei denen zwei Menschen getötet wurden, auf ihr Konto. Die Härte und Dauer der augenblicklichen Auseinandersetzung erinnert an den über 90tägigen Hungerstreik von Mitgliedern der Grapo im Jahr 1981. Jene Aktion kostete das Leben von Juan Jose Crespo; führte aber dann unter Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes zu dem gewünschten Ergebnis. Die damalige Zentrumsregierung (UCD) unter Ministerpräsident Soares stimmte einer Zusammenlegung der Häftlinge zu. Auf erbitterte Kritik der Familien stößt, daß ausgerechnet unter einer PSOE-Regierung die gemeinsame Haft aufgehoben und die Gefangenen von ETA und Grapo über Gefängnisse in ganz Spanien verteilt und in Isolationshaft gehalten werden.

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