: Neu im Kino: Ry Cooder „Let's Have A Ball“
■ Ohne Sperenzchen
Bei Konzertfilmen ist in der Regel das Konzert wichtiger als der Film. Der Regisseur tut gut daran, ohne viel Sperenzchen die Musiker aufzunehmen und zu hoffen, daß ihre Bühnenpräsenz auch auf der Leinwand spürbar wird. Daß allzu ambitionierte Originalität des Regisseurs oft nur stört, hat sich zuletzt wieder bei dem Tom Waits-Film „Big Time“ bestätigt. Etwa zur gleichen Zeit wurde „Let's have a ball“ aufgenommen, der aber erst jetzt, ein Jahr später, in die Kinos kommt. Ry Cooder hat eben keinen Kultstatus.
Regisseur Les Blank hat das Konzert des Gitarristen mit „The Moula Banda Rhythm Aces“ dokumentiert: die Kameras bleiben fast ausschließlich auf die Bühne gerichtet, ein paar Interviewstückchen und wenige Bilder vom Publikum. Die Bilder kommen pur und kunstlos daher, aber fangen gerade deswegen die Atmosphäre des Konzerts sehr direkt ein. Nur ein guter Dokumentarfilmer hat bei einem Livekonzert das Gespür dafür, wohin er in welchem Augenblick die Kamera zu halten hat. Les Blank gilt als einer der renommiertesten Vertreter dieser in Hollywood ungeliebten Filmgattung. Von ihm gibt es witzige Dokumentationen, z.B. über ein berühmtes Knoblauchfestival in Kalifornien. Am bekanntesten sind seine Filme „Werner Herzog eats his shoe“ und „Burden of dreams“ über die Dreharbeiten von „Fitzcarraldo“, der interressanter war als Herzogs Spielfilm selbst.
Les Blanks unprätentiöser, klarer Stil paßt genau zu Ry Cooders bodenständiger Musik. Der Gitarrist, dessen Musik in den letzten Jahren in vielen Filmen zu hören war („Paris Texas“, „Borderline“), stellte für dieses Konzert am 25.3.'87 in Santa Cruz eine spezielle Band mit seinen Freunden zusammen. Die „Moula Banda Rhythm Aces“ nennt er selber „so eine Art Duke Ellington-Folk Band“. Cooder ist auch ein Entdecker und Bewahrer der traditionellen Musikstile und so bietet die Band eine Synthese aus afrikanischer, mexikanischer und französischer Musik: „Geprobt haben wir eigentlich kaum. Wenn man die Musik verstanden hat, dann ist das gar nicht mehr nötig. Man muß sich nur aneinander gewöhnen“, sagt Cooder. Und daß man in der Schauburg vor der Leinwand und nicht vor der Bühne sitzt, kann man manchmal fast vergessen. Wilfried Hippe
Schauburg 23.00 Uhr
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