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Second-hand Ost

■ Die 'Zweite Hand‘ steigt in den DDR-Markt ein / Zwei Regionalausgaben in Brandenburg und Sachsen geplant / Anzeigenannahme über Postfächer statt Telefon

Ab Februar können sich auch DDR-BürgerInnen auf dem privaten Kleinanzeigenmarkt tummeln. Die Westberliner 'Zweite Hand‘, Zeitung für kostenlose private Kleinanzeigen, hat am vergangenen Donnerstag einem frischgebackenen Geschäftsführer in Ost-Berlin die Lizenz für eine Ost -Ausgabe des Anzeigenblattes erteilt. Am 8.Februar sollen erstmal 500.000 Exemplare der 'Zweiten Hand'-Ost kostenlos unters DDR-Volk gebracht werden. Kommenden Dienstag wollen drei Gesellschafter aus der DDR eine GmbH gründen, die mit der Westberliner „Zweite Hand Verlags GmbH“ kooperiert. „Dieses Verfahren ist notwendig“, so der Westberliner Geschäftsführer Konrad Boerries, „weil Joint-ventures nach geltendem Gesetz noch nicht möglich sind“.

Zwei Büros sind bereits in dem neuen Erscheinungsgebiet eingerichtet worden: in Ost-Berlin und Potsdam. Allerdings liegt der Großteil der Produktion noch fest in westlicher Hand. Auf Grund „mangelnder technischer Ausstattung“ wird die Zwillingsausgabe vorerst noch in Berlin-Schöneberg hergestellt. Gerade eine Handvoll Beschäftigte sind auf DDR -Seite mit Anzeigenannahme und Druck an der Produktion der Nullnummer beteiligt. Boerries bedauert, daß der Vertrieb vorläufig noch über die DDR-Post laufen muß: „Bei geänderter Rechtslage möchten wir einen eigenen Vertrieb aufbauen“.

In der heutigen Ausgabe wirbt das Blatt per Coupon um potentielle AnzeigenkundInnen aus der DDR. Unter 40 Hauptrubriken können InteressentInnen von Büchern und Haushaltsgeräten über Fahrräder bis zu Wohnungen alles loswerden, was sie nicht mehr gebrauchen können - oder gegen anderes eintauschen.

Die Anzeigenannahme läuft über zwei Postfächer: „Sie wissen ja sicher, wie das drüben mit dem Telefon ist“, begründet Boerries dieses umständliche Unterfangen.

Bis Mitte März jedoch soll die Ost-Ausgabe der 'Zweiten Hand‘ ein reiner DDR-Betrieb sein und sich in Ostmark tragen. Für drei Mark können sich dann DDR-BürgerInnen über das Angebot an gebrauchten Kommoden, Klamotten oder sonstigem Krimskrams informieren. Im Westteil der Stadt geht das Anzeigenblatt für 2,30 DM (am Wochenende 50 Pfennig mehr) wöchentlich rund 100.000mal über den Ladentisch. Ähnlichen Erfolg erhoffen sich die Betreiber auch für die östliche Variante. Geplant sind zwei Regionalausgaben mit einer Auflage von je 80- bis 120.000 Exemplaren: eine brandenburgische, die in Ost-Berlin, Potsdam und Frankfurt/Oder erscheint, und eine sächsische, die in Leipzig, Dresden und Karl-Marx-Stadt samt Umgebung zu haben sein wird.

Silke Langhoff

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