: „Das kam alles von mir alleine“
Interview mit der türkischen Sportlehrerin Mavis Arslan (29) / In ihrer Examensarbeit untersuchte die das Freizeitverhalten türkischer Immigrantinnen ■ I N T E R V I E W
taz: Du bist eine der ersten Ausländerinnen, die in Berlin das Staatsexamen in Sport gemacht hat. Wie kamst du zum Sport?
Mavis Arslan: Als Kind habe ich noch nicht soviel Sport getrieben, erst hier in der Schule habe ich neben dem Sportunterricht noch an Handball- und Volleyball-AGs teilgenommen. Sogar Fußball in einer Mädchenmannschaft habe ich dadurch eine Zeitlang gespielt.
Gab es Probleme mit deinen Eltern?
Ich wollte das Abi unbedingt machen, mußte aber meinen Eltern beweisen, daß ich besonders gut war. Ich dachte mir, das könnte ich auch über körperliche Leistung, über Sport als Leistungskurs. In den anderen Fächern hatte ich mich wegen der Sprachprobleme oft überfordert gefühlt.
Wie reagieren deine Eltern auf deine Sportbegeisterung?
Ermuntert haben sie mich nie zum Sport, das kam alles von mir alleine. Ihre Bedingung war allerdings, daß ich für Haushalt und Familie meinen Teil tat. Das habe ich gemacht, um ihnen keine Möglichkeit zur Klage zu geben und um meinen Freiraum für den Sport zu behalten.
Und was sagten sie zu deinem Sportstudium?
Meinen Eltern habe ich das zuerst gar nicht erzählt, nur, daß ich Lehrerin werden wollte. Zum Studienbeginn gingen meine Eltern zurück in die Türkei, das hat es mir erleichtert. Daß ich nicht mitkam, führte natürlich zu großen Auseinandersetzungen. Die ersten Semester waren hart, weil ich mich für meine Geschwister, die auch hierblieben und noch in der Ausbildung waren, sorgen mußte.
Wie war deine Situation als ausländische Studentin?
In unserem Semester waren meine griechische Freundin Mary und ich die einzigen ausländischen Frauen. Nach Auskunft unserer Dozenten hat es vor uns noch nie Ausländerinnen gegeben, die in Berlin des Sport-Staatsexamen gemacht haben, Mary und ich sind die ersten. Meine Examensarbeit schrieb ich über das Freizeitverhalten türkischer Immigrantinnen da bin ich ja selbst eine von den Betroffenen.
Interview: Karin Figge
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