: DGB-Chef im Zwielicht
■ Der designierte DGB-Vorsitzende Meyer gerät in den Sog der Neuen-Heimat- und coop-Affäre / Er war frühzeitig informiert
Hamburg (ap) - Er ist noch nicht einmal im Amt und könnte schon in den Sog der Affären um die früheren Gewerkschaftskonzerne coop und Neue Heimat geraten: der designierte DGB-Vorsitzende Heinz Werner Meyer. Der 'Spiegel‘ und 'Bild am Sonntag‘ meldeten am Wochenende, ein bislang geheimgehaltener Bundestagsuntersuchungsbericht und vertrauliche Aufsichtsratsprotokolle sprächen dafür, daß Meyer, bislang Chef der IG Bergbau, von der wirtschaftlichen Misere der Unternehmen frühzeitig gewußt hat.
Der 'Spiegel‘ zitiert aus einem Untersuchungsbericht, der seit Anfang 1987 in der Geheimschutzstelle des Bundestags liegen soll. Danach sei „Meyer kaum weniger als sein Vorgänger Breit in den Neue-Heimat-Skandal verstrickt“. Meyer war von 1975 bis 1988 Aufsichtsratsmitglied der Gewerkschaftsholding BGAG. Dieser Aufsichtsrat sei ausweislich der Protokolle frühzeitig und fortlaufend über die Verluste und dubiosen Transaktionen zur Verschleierung der Misere bei der Neuen Heimat informiert worden. Meyer sei auch unmittelbar beteiligt gewesen, als der Baukonzern unter Umgehung des Gesetzes über die Wohnungsgemeinnützigkeit Provisionen aus Darlehensvermittlungen auf Tochtergesellschaften verschoben habe. 'Bild am Sonntag‘ berichtete, die Handelskette coop habe schon viel früher in der Krise gesteckt als bisher bekannt sei. Sowohl Breit als auch Meyer hätten dies als verantwortliche Aufsichtsräte seit den frühen 80er Jahren gewußt.
Die Zeitung beruft sich auf Aufsichtsratsprotokolle, die dem Bundestagsuntersuchungsausschuß seinerzeit verweigert worden seien.
Bundestagspräsidentin Süssmuth erklärte, sollte es sich tatsächlich um Auszüge aus dem geheimen Bericht des Untersuchungsausschusses handeln, wäre dies „ein klarer Verstoß gegen die Geheimhaltungspflicht“. Ein solcher Bruch der Vertraulichkeit würde ihren Bemühungen zuwiderlaufen, die Aufhebung der Geheimhaltung in einem rechtlich einwandfreien Verfahren zu erreichen.
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