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Jugoslawien: Heftige Kontroverse bei Sonderparteitag des BdKJ

Belgrad (ap) - Auf dem Sonderparteitag des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens (BdKJ) in Belgrad ist am Sonntag die kontrovers geführte Debatte über die politische und wirtschaftliche Neuordnung des Landes sowie die Erneuerung der Partei fortgesetzt worden. Dabei lösten die Reden des serbischen Präsidenten Milosevic und des früheren slowenischen Parteichefs Kucan vor dem Ausschuß für politische Reformen heftige Diskussionen unter den Ausschußmitgliedern aus.

Milosevic sprach sich für eine starke kommunistische Partei aus, äußerte sich jedoch nicht zur Einführung eines Mehrparteiensystems und damit zum Verzicht des BdJK auf das Machtmonopol. Dagegen stellte sich Kucan hinter den am Freitag vom Zentralkomitee ausgearbeiteten Entwurf einer politischen Erklärung, in der verlangt wird, daß die Partei auf ihr Machtmonopol verzichtet, daß das Mehrparteiensystem eingeführt wird und im Rahmen dieses Systems freie Wahlen im Lande stattfinden.

Darüber war es bereits am Samstag zu einer Kontroverse gekommen. Slowenische Delegierte schlugen vor, ihn sofort unverändert anzunehmen. Serbische Delegierte plädierten für Überweisung an die Ausschüsse und Annahme zusammen mit anderen Beschlüssen gegen Ende des Parteitags. Bei der Abstimmung entschieden sich zwar 780 Delegierte für und 645 gegen die sofortige Verabschiedung, doch wäre für die Annahme des slowenischen Antrags die Zweidrittelmehrheit erforderlich gewesen.

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