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Verbretterte Geistesübungen-betr.: "Die unerträgliche Machbarkeit des Machbaren", taz vom 17.1.90

betr.: „Die unerträgliche Machbarkeit des Machbaren“,

taz vom 17.1.90

Die unerträgliche Denkbarkeit des Denkbaren

Welch‘ ideologisch verbretterte Geistesübungen unter der Rubrik Leibesübungen! M.L. gibt sich redliche Mühe, uns umrahmt von ein paar beliebig herausgekramten Zahlen Olympia in Berlin gründlich zu vermiesen.

Bahnlinien in Lateinamerika und anderswo müssen als Beweis dafür herhalten, daß einige Leute und Konzerne an Olympia verdienen wollen werden, und das aus ganz eigennützigen Motiven. Also. Olympia im kapitalismus- und marktwirtschaftsfreien Niemandsland, wenn die Mauerspechte den Abriß beendet haben?

Sogar ein Journalist aus der DDR soll verraten haben, die Leute auf dem Prenzlauer Berg hätten „ganz andere Sorgen als Olympia“. Frage man doch die Leute dort und hier! Der Ruf nach Brot und Spielen wird laut erschallen - trotz und wegen der Sorgen.

Auch die „Utopie der Autofreiheit“ während der Spiele würde sich wohl nicht verwirklichen lassen. Wo doch gerade dieses Riesenspektakel dafür der passende Einstieg wäre, oder?

Es folgt das Menetekel einer erneuten CDU-Herrschaft in Berlin. Nicht auszudenken, was dann aus Olympia würde! Ein in seiner vorausschauenden Schlichtheit geradezu bestechendes Argument.

M.L.s Geistesübungen gipfeln in der kühnen Verbindungslinie zwischen den von US-Streitkräften angebotenen Schießplätzen und dem - welch Satire! - Ausblick auf die Aufnahme von „Napalmwerfen“ ins Sportprogramm. Davor mögen uns die Olympischen Götter dann doch bewahren!

Peter Köntgen

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