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Greenpeace: Atomunfall in Böhmen

■ Anfang der sechziger Jahre floß radioaktives Wasser aus der Urananreicherungsanlage MAPE in die Moldau / Tschechoslowakischer Umweltminister betroffen / Greenpeace: Anlage schließen

Wien (afp) - Anfang der sechziger Jahre hat sich nach Angaben der Umweltorganisation „Greenpeace“ in der Urananreicherungsanlage MAPE im südböhmischen Mydlovary nahe Budweis ein Atomunfall ereignet, bei dem radioaktives Wasser durch einen unterirdischen Kanal direkt in die Moldau floß. Wie die österreichische Sektion von Greenpeace gestern erklärte, zeigte sich der tschechoslowakische Umweltminister Bedrich Moldan am Sonntag bei einem privaten Treffen mit Umweltschützern angesichts dieser Enthüllungen „betroffen“. Gestern sollten dem tschechoslowakischen Staatschef Vaclav Havel die „explosiven Informationen“ mitgeteilt und offiziell die Schließung von MAPE gefordert werden.

Wie die Umweltorganisation weiter meldete, war die in der Umgebung lebende Bevölkerung nach dem Unfall nicht informiert worden. Die Trinkwasserbrunnen der Region seien ohne Angabe von Gründen für einige Zeit geschlossen und der Zugang zu einem verseuchten Teich mehrere Jahre versperrt worden. Zudem hätten sich die Fälle von Leukämie und Mißgeburten im Umkreis von MAPE erhöht. Der Bericht der Veterinäre sei als „geheim“ klassifiziert worden und in den Akten des Prager Innenministeriums verschwunden. Nahe Budweis sei ein Freizeitzentrum geschaffen worden, ohne die Gegend vorher zu entseuchen.

Wie Greenpeace weiter mitteilte, wird das in MAPE angereicherte Uran in die Sowjetunion geliefert. Insgesamt seien in der Anlage 650 Personen beschäftigt. Die Umweltorganisation hat am Sonntag in der Region eine Aktion gestartet, in dem sie auf Zehntausenden von Plakaten die Schließung der Urananreicherungsanlage fordern. Außerdem beschuldigt sie das österreichische Außenministerium und den Leiter der österreichischen Kommission für Atomsicherheit, sie hätten von der „skandalösen Situation in der Anlage MAPE“ gewußt, ohne die Bevölkerung darüber informiert zu haben. MAPE liegt etwa 60 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt.

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