: Rassismus - unter Frauen
■ Die 8. Bremer Frauenwoche kommt im März (26.-30.3) und zum Thema: „Frauen und Fremde“
Sieben Bremer Frauenwochen gingen ins deutsche Land, dann begannen sich die Organisatorinnen zu fragen: „Ist der Feminismus weiß?“ Ihnen war mulmig geworden, erzählt die Erwachsenenbildnerin Silke Ahrens, weil in den Veranstaltungen den Frauen aus der Dritten Welt „mit so einem helfenden Blick“ begegnet worden sei und weil die bisherigen Frauenwochen die ausländischen BremerInnen nur selten erreicht hätten. Konsequenz: Die nächste, die 8. Frauenwoche, vom 26. bis zum 30. März heißt: „Rassismus und Sexismus. Frauen und Fremde.“ Die Programme werden Ende Januar fertig sein und sind nicht nur in deutscher, sondern auch teilweise in türkischer und englischer Sprache gehalten.
Das Motto „Rassismus und Sexismus“, sind das nicht der hämmernden Schlagworte zuviel? Organisatorin Silke Ahrens widerspricht: „Das waren die einzigen Wörter, auf die wir uns einigen konnten. Wir denken, die Frauen reagieren erst mit Ablehnung. Sagen: 'Hab ich ja nichts mit zu tun, Rassismus gibt's doch nur in Südafrika‘. Aber dann beginnen sie, die Worthülsen zu füllen.“
Die Vorbereitungsgruppe besteht aus fünf Frauen. Eine davon, Lale Direkoglu, ist deutsch-türkischer Herkunft. Als sie zu der Gruppe stieß, war für die anderen, so Silke Ahrens, „die Problematik sofort ganz nah. Wir waren direkt mit unserem eigenen Rassismus konfrontiert.“ Beispielsweise habe eine von ihnen der neuen Kollegin Lale Direkoglu das gedankenlose Kompliment gemacht: „Du sprichst aber
gut deutsch“, ohne zu realisieren, daß in der Bundesrepublik zahlreiche Deutsch-Türkinnen und Türkinnen der zweiten Generation leben. Auch der Satz „Ich kenne gar keine Ausländerin“ sei anfangs gedankenlos von Organisatorinnen als Entschuldigung für ihre Ahnungslosigkeit gefallen, doch inzwischen sei ihnen bewußt, daß dieses Nicht-Kennen ausländischer Frauen schon ein Teil des Problems „Rassismus“ sei.
Das Programm ist so dick wie nie. Die Woche ist thematisch streng gegliedert, jeder Tag beginnt mit einstimmenden Referaten. Die Referentinnen treten dabei als „Kombi“ auf, als deutsch-ausländisches Team. An feministischer Prominenz sind geladen: Fatima Mernissi (Marokko) und Veronika Bennholdt-Thomsen (BRD), Christina Boidi (Argentinien/Österreich) und Tina Thürmer-Rohr (West -Berlin), Ilse Lenz (BRD) und Chong Sook Kang (Südkorea/BRD), Maria Mies (BRD), Hatice Özertugut (Türkei) und Kumudhini Rosa (Sri Lanka). Um die Reisekosten der zahlreichen ausländischen Referentinnen decken zu können, sind die Organisatorinnen dringend auf Spenden angewiesen oder darauf, daß andere Institutionen sich mit ihnen die Kosten teilen.
Die ersten beiden Tage der 8. Frauenwoche sind der „Bestandsaufnahme“ gewidmet. Geplant sind Veranstaltungen zur Ausländergesetzgebung, zu den Lebensbedingungen der Arbeitsmigrantinnen oder der Übersiedlerinnen, zur Konkurrenz der „GastarbeiterInnen“ auf dem EG-Bin
nenmarkt oder zu den „letzten zehn Jahren Sozialarbeit mit Migrantinnen“. Am Mittwoch folgen „Bezugsgruppen“: Dann können Türkinnen, Jüdinnen, Afro-deutsche, „weiße deutsche“, Lesben, Araberinnen usw. sich je nach Bedürfnis zusammentun, um einmal „unter sich“ zu diskutieren. Donnerstag und Freitag soll es um „Perspektiven und Widerstandsformen“ gehen. Einen „politischen Aktionsnachmittag“ lang will sich die Frauenwoche am Donnerstag von der Uni in die Stadt begeben. Und abends ist
Kultur angesagt. Am Freitag wird gefeiert: Mit der Londoner Motown-Band „Coast to Coast“.
Barbara Debus
Das Bildungsurlaubsprogramm (kostenlos) und das Gesamtprogramm (9 Mark) anfordern bei: Bremer Frauenwoche, Universität Bremen, Fachbereich 11, Postfach, 28 Bremen 33. Telefon: 0421/218-2101. Auch im Buchhandel erhältlich.
Spendenkonto: „Frauen lernen gemeinsam“, Postgiroamt Hamburg, Kto-Nr. 297689 201, BLZ 20010020.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen