: Vorschlag für Helsinki
■ DDR-Staatsrechtlerin will Vorbehaltsrechte der Siegermächte in Helsinki erörtern / Aufbau eines kollektiven Sicherheitssystems in Europa gefordert
Die Vorbehaltsrechte der Siegermächte für Deutschland als Ganzes sollten auf der von Michail Gorbatschow vorgeschlagenen Konferenz „Helsinki II“ zur Sprache kommen. Diesen Vorschlag unterbreitete die an der Ostberliner Humboldt-Universität lehrende Staatsrechtlerin Prof. Edith Oeser gestern in einem im 'Neuen Deutschland‘ veröffentlichten Beitrag Die vier Mächte und die deutsche Frage. Die frühere stellvertretende Ministerin für Hoch und Fachschulwesen begründete ihn damit, daß diese Rechte und Verantwortlichkeiten heute „hauptsächlich im sicherheitspolitischen Kontext“ zu sehen seien.
Mit dem Erneuerungs- und Entspannungsprozeß sei aber „auch die Frage nach der weiteren Berechtigung der Viermächterechte und -verantwortlichkeiten gestellt“. Deren Rechtsgrundlagen bildeten Besatzungsrecht sowie Vertragsrecht der deutschen Staaten mit ihren jeweiligen Verbündeten. Zu ihrer Ablösung bedürfe es daher sowohl einseitiger Entscheidungen der Großmächte als auch vertraglicher Abmachungen mit der DDR und der BRD. Zu bedenken sei in jedem Fall, daß bei dieser Gelegenheit nicht die für Europa sicherheitsstabilisierenden Wirkungen, die von den Viermächterechten und -verantwortlichkeiten ausgehen, verloren gehen dürfen. Es sei daher unter anderem darüber nachzudenken, wie durch entsprechende Sicherheitsstrukturen beim Aufbau eines kollektiven Sicherheitssystems in Europa solche Wirkungen gewährleistet werden könnten. Helsinki könnte „ein geeigneter Ort für Gespräche darüber sein“.
dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen