piwik no script img

Zählkarte ade - Ausweis reicht

■ Das lästige Formularausfüllen vor dem Grenzübertritt entfällt ab heute: DDR schafft die Zählkarten ab / Nur im Transitverkehr gibt es noch ein Formular

Keiner braucht mehr einen Kuli in den Osten mitzunehmen: Die DDR will die umstrittenen Zählkarten für den grenzüberschreitenden Verkehr sofort abschaffen. Die Regelung soll heute in Kraft treten. Wie DDR -Regierungssprecher Wolfgang Meyer 'dpa‘ gestern erklärte, genügt damit für Bundesbürger und Westberliner beim Grenzübertritt der Reisepaß beziehungsweise der Personalausweis.

Der Beschluß zur Abschaffung der Karten sei im Innenministerium gefallen, sagte Meyer. Zählkarten für visafreie Transitreisen zwischen der Bundesrepublik und West -Berlin würden wegen der im Transitabkommen von 1971 festgelegten Bevorzugung der Transitreisenden weiterhin verwendet. 'Adn‘ meldete dazu, eine weitere Vereinbarung über diese Zählkarten werde geprüft.

Der Sprecher des DDR-Verteidigungsministeriums, Oberstleutnant Hempel, erklärte, seine Behörde, die seit der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit für das Paß und Kontrollwesen zuständig ist, sei an einer „freundlicheren und vereinfachten“ Abfertigung im Grenzverkehr zwischen beiden Staaten interessiert.

Das System der Zählkarten hatte nach seiner Einführung Anfang Januar mehrfach zu Beschwerden geführt, weil die Ausgabe der Karten an den verschiedenen Grenzübergängen unterschiedlich gehandhabt wurde - und vielfach zu Wartezeiten führte. DDR-Regierungschef Hans Modrow hatte Berlins Regierenden Bürgermeister Walter Momper in der vergangenen Woche zugesagt, das Zählkarten-Verfahren überprüfen zu lassen.

Der Senat begrüßte die Entscheidung der DDR, im grenzüberschreitenden Verkehr das System der Zählkarten abzuschaffen. „Ein lästiges, bürokratisches Hemmnis ist damit aus der Welt“, erklärte Momper. Er regte an, daß die DDR in dem für morgen vorgesehenen Gespräch mit Kanzleramtsminister Seiters eine Regelung finde, die auch das Stempeln der Pässe von Bundesbürgern überflüssig mache.

dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen