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Vera P. ist tot...

...die Hurenbewegung lebt / Streik: Heute mittag verweigern West-Berlins Prostituierte die Hausbesuche  ■ D O K U M E N T A T I O N

Vera P.s Todesbericht erschien nicht als Todesanzeige, sondern als Kurzmeldung in den Tageszeitungen. Woran sie gestorben ist? An einem „Hausbesuch“. Wieso das? Vera P. arbeitete als Prostituierte - im neuen Jargon als Sex -Arbeiterin. Es gibt viele Frauen, die das machen. Es gibt viele Männer, die das wollen - beides hängt eng zusammen. Wie auf dem freien Markt (Freier-Markt) sonst auch, ist das eine Sache von Nachfrage und Angebot, und das ist Geschäft. Aber hier war es nicht „business as usual“. - Heinz P. ist ein 64jähriger Rentner, in mehreren Sex-Läden bekannt. Was er wollte: „Junge, deutsche Frauen.“ Die Frau, um die es hier geht, kannte er schon länger und sie ihn. Es war, wie's im Sexbetrieb heißt, ein Stammfreier. Das macht die Sache nicht leichter, zeigt höchstens die Unberechenbarkeit der Männer/Freier.

Natürlich sind die Frauen im Sexbetrieb alarmiert, machen sich Sorgen. Wie kann frau sich da schützen? Eine Sicherheitsgarantie gibt's nicht. Aber was helfen würde, ist sowohl Unterstützung und Zusammenhalt innerhalb von Hurenkreisen, als auch außerhalb. Zu oft werden Vergehen (bis zum Mord) an Prostituierten kommentarlos übergangen. Sex-Arbeiterinnen fühlen sich noch zu oft machtlos (die Scham ist noch lange nicht vorbei - weshalb sie nur äußerst zögernd an die Öffentlichkeit treten). „Die Anderen“ meinen, es geht sie nichts an. Im schlimmsten Fall ist die Reaktion: „Naja, so Eine, die fragt ja drum - kurz: selber schuld!“ Aber es gibt eine Hurenbewegung! Westberliner P-Gruppen von und für Sex-Arbeiterinnen haben sich diese Woche mehrmals getroffen und sind zu einem Beschluß gekommen. Was es in dieser Form noch nicht gab: Arbeitsniederlegung. Heute wird von zwölf bis 13 Uhr eine Stunde lang gestreikt, das heißt, es werden keine Hausbesuche gemacht. Wenn mann „es“ (bzw. „sie“ dazu) braucht, soll er schon hinkommen, in den Laden, in den Klub...

Die Aktion ist als symbolische Tat gedacht, um ein Zeichen zu setzen, daß wir an Vera P. denken - und den Männern/Freiern gegenüber ein Signal, daß sie sich an die Tarifverhandlungen und Verkehrsregeln zu halten haben. Wenn Gewalt anhält, könnte es irgendwann diese Dienstleistung nicht mehr geben! Denk mal... Prosnost!

Prostituierten-Initiative

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