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"Zivilisatorische Bomben"

■ Betr.: "BASF staucht Stoltenberg", taz vom 16.1.90

betr.: „BASF staucht Stoltenberg“, taz vom 16.1.90

Der Bürgermeister von Mannheim forderte mehrmals ein Überflugverbot des Großraumes Mannheim, da ein Absturz, so ein Antragstext, „zu Katastrophen ungeheuren Ausmaßes führen“.

Am 22.12.88 beschloß der Betriebsrat der BASF-AG in einer Resolution, gegen die Überflüge des Werksgeländes zu klagen. Der Hintergrund war, daß einen Tag vor dem Absturz in Remscheid drei Düsenjäger in Formation in ca. 100 Meter Höhe über Produktionsanlagen im nördlichen Werksteil der BASF flogen. Es bestand der Eindruck, „daß die Piloten eindeutig Angriffsflüge auf Zeile der BASF simulierten“.

Unsere Absturzstatistiken, die auch von der taz zitiert wurden, zeigen auf, daß zum Beispiel jeder 16. militärische Absturz seit 1973 in einem 20 Kilometer Radius um ein Atomkraftwerk stattfand. In Bayern waren es in diesem Zeitraum sogar insgesamt 56 Militärflugzeuge - beinahe jeder neunte Absturz.

Die Grünen im Bundestag brachten bereits im September 1986 den Antrag auf ein Überflugverbot über chemische und atomare Anlagen in den Deutschen Bundestag ein. Dies bekräftigten sie im Januar 1989 mit einem erneuten Antrag auf eine Sperrzone mit einem Fünf-Kilometer-Radius. Auch der Städte und Gemeindebund forderte am 8.11.88 ein Überflugverbot dieser Anlagen.

Vor den Gefahren wurde immer wieder gewarnt, Initiativen wurden keine ergriffen. Jetzt hilft nur noch ziviler Ungehorsam insbesondere der BürgerInnen, die in der Nähe dieser „zivilisatorischen Bomben“ leben.

Olaf Achilles, Arbeits- und Forschungsstelle MÖP e.V., Bonn

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