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Sprechblasen-betr.: "Müdigkeit und Erschöpfung", taz vom 13.1.90

betr.: „Müdigkeit und Erschöpfung“, Thesen von Antje Vollmer zur Lage der Grünen,

taz vom 13.1.90

Was um alles in der Welt will Frau Vollmer mit ihren Thesen eigentlich herbeipredigen? Anscheinend nur eines: Endlich einmal ernst genommen zu werden. Leider hält sie sich selbst nicht an das von ihr formulierte Postulat: Wer ernstlich um seine Zustimmung bangen muß, dürfe weniger Sprechblasen reden.

Indes bedient sich Frau Vollmer überwiegend solcher Phrasen und scheint (von Analyse kann schwerlich die Rede sein) die Fehler für das Scheitern der Grünen ausschließlich bei den anderen Parteien, unausgesprochen aber auch in der Bevölkerung zu suchen, die offenbar immer noch nicht begriffen zu haben scheinen, wie großartig die Grünen eigentlich sind. (...) Sich mit der Veränderungsunwilligkeit der Grünen auseinanderzusetzen, das wäre Aufgabe eines Vollmerschen Resumees gewesen. (...) Viel wichtiger als diese ewige Rechthaberei und dieses ständige Gejammere wie schlecht die Grünen überall wegkommen, wie ihnen von den anderen Parteien die Butter vom Brot genommen wird und wie schlecht die Welt doch im allgemeinen und zu den Grünen im Besonderen eigentlich ist, wäre, sich einmal mit der tatsächlichen Identität der Grünen zu befassen (so es eine solche überhaupt noch gibt), die doch weitgehend geprägt zu sein scheint von Wahlmißerfolgen (tatsächlich oder erwartet), rückläufigen Mitgliederzahlen, überdurchschnittlichem Ansteigen des Durchschnittsalters (der WählerInnen wie der AktivistInnen) und von peinlichen öffentlichen Auftritten grüner Prominenz. Identifikation der Mitglieder mit „ihrer“ Partei - gab es die jemals?

Ehrlich: Dieses Gejammere und Gejaule - ich kann es nicht mehr hören. (...)

Andreas Müller, Oxfort/GB

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