piwik no script img

Erster Ost/Westberliner Hochschultag an der FU

■ Morgen findet ab zehn Uhr ein gemeinsamer Hochschultag der FU und der Humboldt-Universität statt / Offizielle Eröffnungszeremonie der Präsidenten Heckelmann und Hass / Auch „kritische Töne“ sollen eingebracht werden / Einzelne Fachbereiche stellen sich vor

„Die Erfolge und Leistungen, aber auch die Mühen und Probleme einer der größten europäischen Hochschulen in Forschung, Lehre, Studium und Krankenversorgung“, stellt sich FU-Präsident Heckelmann vor, sollen den Angehörigen der Humboldt-Universität morgen an der FU vorgeführt werden beim ersten Ost/Westberliner Hochschultag. Im Rahmen einer Eröffnungszeremonie um zehn Uhr im Audimax präsentiert sich auch Heckelmann selbst. Ob als „Erfolg“ oder „Problem“, das werden nicht nur die je 600 Geladenen aller Statusgruppen erleben können. Denn was drinnen geschieht, wird nach draußen übertragen. Auch der Festvortrag des HUB-Professors Wessel über das Selbstverständnis einer Berliner Uni in den 90er Jahren.

Eine präsidiale Inszenierung wie die selbstgerechte 40-Jahr -Feier im letzten Winter sei das nicht, sträubt sich der Vorsitzende der Vorbereitungskommission, der FU-Jurist Christoph Müller. Man habe versucht, „eigene kritische Töne“ einzubringen. So erinnert die Kommission an das Wort Erich Kubys, wonach die FU schon durch ihre Namensgebung eine „innere antithetische Bindung“ an die Humboldt-Universität habe. Die beiden Unis hätten es aber nicht geschafft, aus eigener Kraft zur gegenseitigen Akzeptanz und Normalität zu finden. Nun, da dies nach 40 Jahren endlich geschehe, so Müller, habe er - nicht der Präsident - einen Hochschultag für „angemessen“ gehalten. Sonst würden die Angehörigen der HUB einfach so „einsickern“.

Inhaltlich wird der Hochschultag ohnehin von den Fachbereichen der FU gestaltet, die in mehr als 100 Veranstaltungen Einblicke in ihre Arbeit geben - hier mit einer Festrede, dort mit öffentlichem Frühstück. So informiert bei den „Zahnis“ Herr Wachtel über „Neue Entwicklungen in der Paradontalchirurgie“, die OSI -Politologen Krippendorff und Albrecht erläutern „Friedensforschung als Entmilitarisierungsforschung“, und die Historiker offerieren eine „Kontaktaufnahme“. Andere Fachbereiche beschränken sich auf einen „Gesprächskreis“ (Biologie) oder ein „Treff“ (Kommunikationswissenschaften). Auch Bibliothek und Personalrat sind mit von der Partie. Aber die Gäste sollen auch selber mitreden, etwa beim „Werkstattgespräch“ mit FU-Studierenden und dem Politologen Grottian über die Erfahrungen mit den Projekttutorien und autonomen Seminaren (15 Uhr, Rostlaube, K2919). Um konkrete Kooperationsmöglichkeiten geht es dem „Bertolt-Brecht -Institut für interdisziplinäres Arbeiten“ (17.30 Uhr, JK27/103). So gut wie alles, was an der FU Rang und Namen hat, wird zu besichtigen sein. Bis auf ein paar Stammgäste: Ordnungskräfte, so war zu erfahren, will FU-Präsident Heckelmann diesmal nicht einladen.

Vorausgegangen sind dem ersten Hochschultag - dem weitere folgen sollen - eine Vielzahl von Kontakten und Initiativen zwischen einzelnen Fachbereichen, Instituten und Gruppen, die nach dem Fall der Mauer überraschend schnell angelaufen sind. Ins Leben gerufen wurden sie meist von Studenten, die sich in Kreuzberg oder am Prenzlauer Berg trafen. Die offiziellen Kontakte erfolgten später und wurden zum Teil schon institutionalisiert. Die Historiker der FU etwa tauschen bereits Doktoranden aus mit der Sektion für Geschichte an der HUB und haben mehrere Angebote, drüben Lehrveranstaltungen abzuhalten. Wie diese anzurechnen sind, sei im Moment noch ungeklärt, so Dekan Dietrich Kurze gegenüber der taz. Am Fachbereich Germanistik wird im Sommersemester ein erstes deutsch-deutsches Seminar stattfinden, das der Literaturprofessor Bernd Balzer gemeinsam mit einer Kollegin der HUB zum Thema Nachkriegsliteratur abhält.

marc/kd

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen