: „Klare Feindbilder“ im Viertelbeirat
■ Zum Artikel „Roonstraße drogen- und atomwaffenferei“, taz vom 18.1.90
Angelika Pensky, Beiratssprecherin aus der Verdenerstr.6 war die Betroffenheit deutlich anzumerken. Mit vor Erregung bibbernder Stimme drohte sie gar an, die Sitzung verlassen zu haben, wäre ihr der Stein des Anstosses nicht zuvorgekommen.
So kann man/frau kostbare Redezeit verschwenden. (Lehre bei Scherf gemacht?) Hatte doch ein älterer Herr sich hinreißen lassen, auf den Zuruf des Beiratsmitglieds Verhaeg „Ihr wollt wohl die Müllverbrenmnungsanlage für Drogis öffnen“ mit einem emotionalen JA geantwortet. Nun gelang es zwar dem Beirat beim besten Willen nicht, dies für die allgemeine Meinung der Anwohner auszugeben, dennoch, die Betroffenheit kannte keine Grenzen.
Indes zu vermuten, daß dem Beirat die alte Erkenntnis dämmerte -schlecht ist, wer Schlechtes denkt - wäre zu optimistisch. Anlaß hätte es indes gegeben, lieferte Verhaeg doch gleich noch einen Beweis seiner monströsen Phantasien. Er meinte nämlich bemerken zu müssen'daß in der Regel Eltern ihre Kinder mißhandeln. Warum er das so ganz ungefragt äußerte, blieb sein Geheimnis. Sollte die Betroffenheit so stark gewesen sein, daß Lehrer Verhaeg die Sitzung mit einer Selbsthilfegruppe verwechselte, oder ist er so entfernt von den Ängsten der Eltern, die die um ihre Kinder haben, daß er besser geschwiegen hätte.
Ein Vorwurf, der leider allen Beiratsmitgliedern zu machen ist. Fiel ihnen doch nichts anderes ein, als die Anwohner in die rechtsradikale Ecke zu stellen. So konnte man alle Argumente gelassen hinnehmen, ohne auf sie einzugehen. Die Feindbilder waren klar. Bleibt abzuwarten, ob das Pferd, auf das sie setzen, nicht nach hinten ausschlägt.
Kucky Keck, eine Anwohnerin.
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