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z.B.: Die Lassie Singers

Im Vordergrund verausgaben sich die drei Damen freudestrahlend und schmettern eigene und gecoverte Schlager. „Wir sind alle 23 und natürlich Singles, hat uns unserer Manager eingebleut.“ Dahinter windet sich Gitarrist Jörg bei seinen Solis wie Jimi Hendrix auf dem Boden und schreit dazu, während Drummer Heiner zwischen seinen Bauchtanzeinlagen wirbelnd sein Second-hand-Schlagzeug bearbeitet. Wie die meisten der rund 1000 Bands in der Stadt, so träumen auch die Lassie Singers in einem ihrer Songs davon: „Einmal im Leben ein Star zu sein, und sei es nur für eine Nacht.“

Dabei begann die „Karriere“ der drei SängerInnen samt Schlagzeuger und Gitarristen steiler, als es sich die meisten Bands träumen lassen würden. Zwei Wochen nach der spontanen Gründung erspielte sich das Quintett beim Senatsrockfestival die Zuneigung des Publikums. Im direkten Anschluß an den illegalen Auftritt bekamen sie Angebote für weitere Gigs, wie im Cafe Swing. „Ja, ja, das begann alles im November 1988. Kathrin, C.C. und ich kannten uns schon aus gemeinsamer Vorstandsarbeit im Fischbüro“, erzählt Almut Schummel, die Lassiegeschichte. „Eines Abends lernten wir Heiner Weiß kennen, den Drummer von Temple Fortune. Aus Spaß sind wir dann zusammen in den Proberaum gegangen und haben einfach gesungen, auf Zuruf und so. Wir kannten die ganzen Songs von früher noch auswendig. Das waren ja unsere gemeinsamen Jugenderinnerungen; Ilja Richter, Bravo und Dieter Thomas Heck. Heiner war ganz begeistert und wir trafen uns immer wieder.“

Die tiefe Stimme von Sängerin C.C. Hügelsheim schaltet sich ein: „Wir waren damals so euphorisch, daß wir nach den Proben immer noch gemeinsam in unsere Stammkneipe Dörtie gegangen sind, dort die Gitarre wieder ausgepackt und weitergesungen haben. Natürlich bekamen wir jede Menge Tequila spendiert und alle haben mitgesungen, auch die Punks und so. Wir konnten auch vieles schon auf Zuruf spielen. Morgens um fünf haben wir dann noch auf der Straße weitergespielt.“

Zwei Wochen später stellten sie sich dann einfach auf die Bühne des Senatsrockfestivals als Vorgruppe von No Zen, ohne sich je dafür angemeldet zu haben. Mit ihrer charmanten Freude am Singen spielten sie sich zum Schrecken der Veranstalter in das Herz ihrer Zuhörer, wie sie es schon aus dem Dörtie gewohnt waren. „Das Publikum ist immer erst befremdet, dann schlägt es um, wie damals im Swing. Alle waren erst so cool drauf und dann kam so'ne Volksfeststimmung auf, daß sogar wir überrascht waren“, erinnert sich Kathrin Goldkelchen, die beruflich Taxi fährt und die Fahrgäste immer mit eigenen Lassie Singers Kassetten konfrontiert. Fazit ihrer Feldforschung: „Die Musik gefällt allen zwischen acht und 80, obwohl wir so trashig drauf sind.“

Selbst bei den neuen Demotapes klingt der Schlagerchorgesang an einigen Stellen ein wenig schräg, dafür stimmt die Intensität in jenen Momenten um so mehr. Daran wollen sie auch nichts ändern. Die Songs sind einfach mit Schlagzeug und Gitarre instrumentiert, der göttliche Dreigesang treibt alles an. Keine der drei Sängerinnen zweifelt daran, daß sie die Alternative zu „all dem langweiligen Rotz“ in der deutschen Schlagerbranche sind. Sie wollen entdeckt werden.

„Aber selbst wenn wir dann berühmt sind, wollen wir immer die einfachen Mädchen bleiben“, verspricht die Bauerstochter C.C. Hügelsheim. Schon in frühester Jugend, wenn sie mit ihren Eltern aufs Feld mußte, trällerte sie, mit der Karotte in der Hand als Mikrofon, ihre Lieblingslieder und träumte davon, als große Sängerin im Rampenlicht zu stehen. Aus Träumen werden Leute.

Karsten Wolff

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