Q U E R S P A L T E Und in China fingen die Tische zu tanzen an

■ Zum Verkauf der Berliner Mauer

Die spinnen, die Preußen. Bauen erst das, nach Meinung aller Demokraten häßlichste Bauwerk der Welt, öffnen dieses nachdem es zum Symbol einer Teilung wurde, verkaufen es als Fragment eines Symbols einer Mauer und ersetzen es nun durch einen weiß ich wie hohen Gitterzaun. Das konnte der gläubigste Marxist nicht ahnen. Gut, da gibt es den Warenfetisch, der Personen zu Sachen und Sachen zu Personen macht, aber damit haben wir es hier zumindest nicht zu tun. Es ist schon eine Sache, eine Mauer, aber zugleich eine die als Symbol bezeichnet wurde. Wie aber, so muß man sich fragen, bemißt sich der Wert eines Symbols? Nicht anders als der von anderen Waren auch - und Ware geworden ist dies eigentümlich Ding ja nun - also durch die Menge der in ihm vergegenständlichten Arbeit. Sicher, Preis und Wert gehen auseinander, wer wollte das in diesen Tagen bestreiten, gerade jetzt, wo der Ruf nach Freiheit auch die feudalen Fesseln des Preises sprengt. Was bleibt, ist demzufolge der Diebstahl fremder Arbeitszeit an Stahl- und Betonbauern und graphischen Gestaltern.

Was tun? Proletarier aller Länder vereinigt euch? Dazu fehlt das Klassenbewußtsein, das Maurer und Sprayer aufgrund des hohen Grades an Arbeitsteilung und der damit verbundenen Entfremdung vom Gesamtproduktionsprozeß nicht entwickeln konnten. Zuletzt erweist sich die Verwandlung eines alten Betonteils in ein durch theologische Mucken vertracktes Ding wieder als Symbol. Als Symbol des beendeten Übergangs vom ökonomischen Zwang zum ökonomischen Prinzip, vor dem nichts mehr sicher ist. Nicht einmal ein Stück Beton wird ausgenommen von der unendlichen Spirale der Verwertung des Werts. Bleibt ein Aufruf an die um die Früchte ihrer Arbeit Betrogenen: Ludditen aller Länder vereinigt euch, tüncht die Mauer!!!

Wolfgang Hanfstein