piwik no script img

Bahr nach drüben?

■ SPD-West plant offenbar Politiker-Transfer nach Osten

Berlin (taz) - Bei der SPD (West) gibt es offenbar Überlegungen für einen Ost-Export von Politikern in die DDR. In einem Bericht über ein Gespräch mit SPD-Oldie Willy Brandt nennt die 'Zeit‘ den Namen Egon Bahr, der für die Volkskammer kandidieren und dort „seine gesammelten Erfahrungen einbringen könnte“. Bahr erscheint den Sozis dafür prädestiniert, da er im Laufe der Jahre mit seinen deutsch-deutschen Gesprächen viele modellhafte Vorarbeiten für die jetzt angestrebte Vertragsgemeinschaft geleistet habe, heißt es in dem 'Zeit'-Artikel. Der Politiker-Transfer in den Osten soll vor allem die Startvorteile der SPD in der DDR ausbauen.

Dem Bonner Büro von Egon Bahr kam die Veröffentlichung ungelegen. Überlegungen zu einer Kandidatur seien Spekulationen eines Journalisten, wurde der taz mitgeteilt. Brandt habe das so nicht gesagt. Jedenfalls: „Bahr wird nicht kandidieren.“ 'Zeit'-Redakteur Gunter Hofmann hält dagegen: Eine Kandidatur Bahrs werde „solange dementiert, bis sie Tatsache ist“, sagte er gestern unserer Zeitung.

Brandt und Bahr werden am Wochenende in die DDR fahren. Die SPD-Ost hat Brandt, wie gestern weiter bekannt wurde, den Ehrenvorsitz angeboten. Der SPD-Großvater hat bereits seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, das Amt anzunehmen. Wenn die Spekulationen über das Bahr-Engagement in Ost -Berlin zutreffen, dürfte auch dies Gegenstand des SPD -Meetings sein. Vermutlich soll der Eindruck der Bevormundung vermieden und die Transaktion bis zum definitiven Okay aus Ost-Berlin zurückgehalten werden.

-man

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen