piwik no script img

Fliegen erst ab 800 Kilometern

■ Interview mit dem AL-Verkehrsexperten Michael Cramer zum Fernverkehr des 21. Jahrhunderts

taz: Wie sieht das von der AL geforderte Eisenbahnkonzept aus?

Cramer: Es gehen von Berlin bereits 13 Routen auf ehemaligen Eisenbahn-Trassen in alle Himmelsrichtungen aus. Die müssen für Geschwindigkeiten von 160 bis 200 Stundenkilometer ausgestattet werden. Die DDR hat ihre wichtigsten Strecken bereits für 160 km/h ausgelegt und auch die Polen sind dabei, ihre auf 200 km/h auszulegen. Wir haben über diese Fernbahntrassen dann auch Anschluß an das Intercity- und Eurocitynetz. Die müssen nur wiederhergestellt werden. Dadurch würden beispielsweise schon 'ne ganze Menge Flüge wegfallen. Für die innerstädtische Anbindung ist in Ost-West -Richtung schon die Trasse über die Bahnhöfe Zoo, Friedrichstraße und Hauptbahnhof vorhanden. Die Nord-Süd -Verbindung könnte über Lichtenberg und Schönefeld führen. Außerdem hätten wir gerne noch eine über Gesundbrunnen und Papestraße, die dann die Ostberliner Innenstadt tangiert.

Wie sind die Aussichten für eine Realisierung dieses Konzeptes?

Wenn man will, kann man das in zehn Jahren realisieren. Der Großflughafen wäre auch erst im Jahre 2005 fertig und kostet 15 Milliarden.

Welche Stellung hat denn der Flugverkehr in diesem Konzept noch?

Da bleiben praktisch nur noch die internationalen Flüge übrig. Bis 800 oder 1.000 Kilometer Entfernung könnten Flüge überflüssig werden. Und dann reichen auch die vorhandenen Kapazitäten ohne weitere Ausbauten aus. Das alliierte Recht müßte natürlich aufgegeben werden, und die vielen kleinen Maschienen durch große ersetzt werden.

Machen das die jetzigen Passagiere mit?

Es gibt Untersuchungen, wonach sich Fernreisende für die Bahn entscheiden, wenn sie nur eine Stunde länger braucht als das Flugzeug. Ab dann wird's interessant.

Interview: Silke Langhoff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen