: Montag/Dienstag/Mittwoch
Wladimir Nabokov, russisch-amerikanisches Multitalent und Erfinder des Kinderfrauentyps „Lolita“, ließ sich auf dem Gipfel seines Erfolges gerne in die Karten schauen. Seine Autobiographie, die ab heute im NDR 3 in Episodenform vorgelesen wird, sollte aber mit Vorsicht genossen werden, denn literarische Genies „friesieren“ gern ihre privaten Stories. Vor spontanem Nachleben wird gewarnt! Sprich Gedächtnis, sprich kommt jeden Morgen um 8.30 Uhr.
In seiner vierteiligen Hörspielreihe Die jungen Alten macht der hr auf eine lebenslustige, fitte Bevölkerungsgruppe aufmerksam, die so gern in die Schublade Oma-Opa gesteckt wird. Daß es nie zu spät ist, sein Leben völlig umzukrempeln, ist die Message des heutigen Beitrags: Der Schuppen, ein Stück des ungarischen Autors Endre Veszi, wurde 1983 mit dem renomierten Prix Futura ausgezeichnet. Es handelt von einem, der auszog, einen Traum zu verwirklichen und das zu einem Zeitpunkt, der weit jenseits der jugendlichen Wanderjahre liegt. Nach 40 Jahren Fabrikarbeit, Ärger mit Bossen und Vorgesetzten fühlt sich der Rentner Ernö wie einer, „der aus einem dunklen Zimmer ans Licht tritt“. Die Jobroutine hat seinen Geist nicht zerstören können, und auch die Energien reichen aus, um sich gegen alle Widerstände von seiten der Außenwelt ein Atelier im Schuppen einzurichten, und endlich als der Künstler leben zu können, der er eigentlich ist. Zu hören im hr 1, um 19.30 Uhr.
Dienstag
Daß wir nicht medienkritisch genug sein können, wollte uns Philosoph Herbert Marcuse (1898 bis 1979) schon (...) haben. Mit der Sendung Die versteinerten Menschen zum Tanzen bringen holt das der hr 2 nun für den Meister nach. Zwei jungen Menschen begegenen sich im Park. Leon, der Dichter werden will, um zu der verhaßten Mediensprache eine „Gegensprache“ zu schaffen und Laura, die ihre Verweigerung in einer „schönen Phantasie“ auslebt. Zentrales Thema ist hier die Wirkung des Fernsehens und verwandter Medien auf die politischen Phantasien junger Menschen. Um 11.30 Uhr.
Um 18.00 Uhr gibts einen Abstecher ins Museum. Von den Herren Doktoren Hubertus Gassner und Wolfgang Kersten werden die Kunstfans unter uns am Händchen durch die abstrakten Bilderwelten von Kandinsky, Klee, Malewitsch und Mondrian geführt und in deren physikalische Weltbilder eingeweiht. Das Funkkolleg Moderne Kunst ist auf der hr Mittelwelle zu hören.
Lebenshilfe aus Bayern nicht nur für Landeskinder schenkt uns der BR 2. Wir erfahren in einer dreiteiligen Sendereihe, was zum Rüstzeug eines Erwachsenen gehört, um im Beruf klarzuzkommen, wie wir es lernen, Allein und mit anderen zu arbeiten, mit den Wechselbädern von Entspannen und Konzentration klarzukommen, Gelingen und Mißlingen zu verkraften. Die Beiträge zur Grunderfahrung des Lernens kommen in order of appearance am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils um 19.30 Uhr. Mittwoch
Sie sind doch wirklich originell, die Angelsachsen! Der englische Autor Anthony Minghella hat sich eine himmlisch absurde Szenerie einfallen lassen. Ein „Minidrama“ für zwei Telefone, zwei Stimmen und eine lange Leitung. Witzig, kurz und bündig skizziert er die Essenz einer Yuppie-Beziehung. Ein erfolgsgestreßtes Paar verlegt seine Beziehung aus Zeitmangel in die Telefonkabel und verknäult sich bei einem Schlagabtausch von Gereiztheiten, Mißverständnissen und Liebeserklärungen. (...) einem Tusch: Eingehängt. Ganze ohne deutsche Innerlichkeit wirkt diese gemein-ironische Gesellschaftsskizze äußerst erfrischend (hr 2, um 21 Uhr)
GeHa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen