piwik no script img

Baku: Militärisch alles unter Kontrolle

■ Gesprächsangebot der Volksfront in Moskau ohne positives Echo / Laut Militär hat Zahl der Opfer sich auf 125 erhöht

Baku/Moskau (dpa) - Die sowjetische Armee hat ihre Position eine Woche nach ihrem Einmarsch in Aserbaidschan weiter gefestigt. Am Wochenende erorberte sie die nahe der iranischen Grenze gelegene Stadt Lenkoran zurück, die von der Volksfront regiert worden war. Das Angebot der Volksfront zu Gesprächen ist bisher in Moskau nicht auf offizielle Zustimmung gestoßen. Ein Sprecher der Volksfront schloß zugleich einen Guerillakrieg in der Republik nicht aus. Schon am Samstag hatte ein Offizieller der Volksfront die Bereitschaft zum bewaffneten Kampf unterstrichen: „Wir rufen nicht zu einem Guerillakrieg auf, aber wir können uns nicht gegen den Willen des Volkes stellen. Wer Waffen hat, ist selbst schuld, wenn er nicht schießt.“

Am Samstag rechtfertigte Außenminister Schewardnadse das Eingreifen der Armee mit dem Ziel, die Völker Armeniens und Aserbaidschans in die Lage zu versetzen, „sich auf demokratische Weise zu entwickeln und ihre Zukunft aufzubauen“. Verteidigungsminister Jasow hatte demgegenüber zuvor unverblümt zugegeben, die Intervention bezwecke die „Zerschlagung der Machtstrukturen der Volksfront“.

Nach Angaben der Militärs in Baku hat sich die Zahl der Opfer auf 125 erhöht, darunter 27 Armeeangehörige. Bei der Einnahme Lenkorans seien 420 Personen festgenommen worden. Auch in anderen Landesteilen sollen weiterhin Volksfrontmitglieder verhaftet werden. „Die Eliminierung der kriminellen militärischen Struktur der Volksfront wird fortgesetzt“, berichtete 'Tass‘. Nach Angaben des Chefredakteurs der Volksfront-Zeitung, Nadschaf Nadschafow, hat der Einmarsch die Fronten verhärtet. Ging es zunächst nur um größere Souveränität der Republik, „wird nach dem Blutvergießen das aserbaidschanische Volk nicht mehr in der Union bleiben wollen“. Vertreter der armenischen Nationalbewegung und der Volksfront in Nachitschewan einigten sich gestern auf einen Abzug ihrer bewaffneten Einheiten von der Grenze.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen