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„Zu unserer Mitschuld bekannt“

Interview mit Gerd Kunze, dem neuen 1. Vorsitzenden des DDR-Journalistenverbandes  ■ I N T E R V I E W

taz: Wohin will der VDJ? Gewerkschaftliche Interessenvertretung sein oder klären, was die neugewonnene Pressefreiheit mit sich bringt?

Kurze: Beides. Meinungsfreiheit sichern, neue Medienmonopole nicht zulassen, dann natürlich eine Mitbestimmung der Journalisten und anderen Autoren. Und deren soziale Absicherung.

Treffen sich hier die Wendehälse?

Für mich ist das ein politisches, psychologisches und soziales Problem. Indem man irgend jemand benennt und abstempelt, versucht man immer auch, die Schuld von sich selbst abzuwälzen. Wir haben uns zu unserer Mitschuld bekannt, und die können wir natürlich nicht in einem Vierteljahr abtragen.

Geht bei Ihnen die Angst vor Arbeitslosigkeit um?

Es gibt keine konkreten Zahlen, auch die Regierung hat ja keine Statistiken. Bei den Medien der DDR ist ja ein ähnlicher Aufbruch im Gange wie anderswo.

Wenn jetzt die westdeutschen Medien auf Ihren Markt kommen

-sehen das die Journalisten eher als Chance und Herausforderung oder als Gefahr?

In den elektronischen Medien hatten wir die Konkurrenzsituation immer, wir haben sie nur ignoriert.

Aber jetzt müssen Sie sich darauf einstellen.

Ja, eigentlich müssen wir jetzt erst wirklich Journalismus lernen, genauso wie Demokratie.

Gibt es jetzt den Drall zum Boulevardjournalismus?

Bei freier Konkurrenz kann man das wohl nicht dadurch verhindern, daß man für die Nachfrage kein Medium schafft.

Interview: H. Kulick/M. Rediske

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