: Ein Vizeminister, der bleibt
■ Michael Succow (LDPD) wird die DDR-Wahlen vermutlich überstehen
Seit vor vierzehn Tagen der umstrittene DDR-Umweltminister Reichelt seinen Hut nahm, ist Michael Succow (LDPD) als Stellvertretender Umweltminister zuständig für „Ressourcenschutz und Landnutzungsplanung“. Im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten, Umweltminister Peter Diederich (DBD), wird der 48jährige Succow seinen Posten vermutlich auch noch nach den DDR-Wahlen innehaben. Die Oppositionsparteien haben schon angedeutet, daß sie zum Teil lediglich die Minister austauschen wollen. Und kompetente Umweltpolitiker sind in der DDR eine ganz spezielle Mangelware.
Zu Succows neuen Aufgaben zählen nicht nur der Arten-, Natur-, Boden-, Landschafts- und Gewässerschutz, sondern auch die „Landnutzungsplanung“ (auf westdeutsch: Raumordnung) - alles Dinge, die in der DDR bisher stiefmütterlich behandelt wurden. Als Succow anfing, unterstanden ihm ganze zwei Mitarbeiter. Jetzt bemüht sich der Professor, die 40 neuen Planstellen zu besetzen, die ihm zugestanden wurden: Er muß Leute finden, die fachkompetent, aber „noch nicht zu stark deformiert sind“.
Seit 15 Jahren arbeitet der heutige Vize-Minister ehrenamtlich im Naturschutz, unter anderem als Mitglied und Funktionär der Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz (GNU). Mit oppositionellen Regungen war er schon 1968 aufgefallen: Weil er sich weigerte, mit seiner Unterschrift den Einmarsch in Prag gutzuheißen, verlor er seine Assistentenstelle an der Universität Greifswald. Als Mitarbeiter eines neugeschaffenen riesigen landwirtschaftlichen Kombinats wirkte er, wie er selbst sagt, „an der Vorbereitung dieser Wahnsinnsprojekte“ mit: „Ich habe einiges verhindern können, nicht allzuviel.“ Erst als er vier Jahre später „wieder der Wissenschaft fähig angesehen wurde“ konnte er seine fast fertige Dissertation vollenden, ergatterte schließlich auch einen Sitz in der Volkskammer. In den letzten drei Jahren arbeitete Succow an Landnutzungsprojekten in Äthiopien und der Mongolei, um „ein bißchen die Welt kennenzulernen“.
hmt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen