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Islamische Schule geplant

■ Islamkolleg will Grundschule in Neukölln einrichten Freidenker-Verband fordert Trennung von Schule und Religion

Das Berliner Islamkolleg e.V. hat den Antrag auf Einrichtung einer Grundschule in Neukölln als religiöse Bekenntnisschule gestellt. Der Antrag werde zur Zeit schulaufsichtlich bewertet, teilte gestern Boris Fahlbusch, persönlicher Referent von Schulsenatorin Sybille Volkholz, auf Anfrage mit. Die Überprüfung sei noch nicht abgeschlossen.

Der Freidenker-Verband hatte gegen die Einrichtung der Grundschule des Islamkollegs scharf protestiert und gefordert, Schule und Religion klar zu trennen. Das Elternrecht auf religiöse Erziehung könne in der Schule nicht gewährleitet werden, hieß es in einer Erklärung der Freidenker. Dies gelte auch für diese Privatschule, da „völlig undurchsichtig ist, ob und welche islamische Gemeinschaft hinter dieser Schule steht“.

Fahlbusch widersprach allerdings der Behauptung des Berliner Freidenker-Verbandes, die islamische Grundschule sei „illegal“. Die Schule habe ihren Betrieb mit etwa 15 Schülern aufgenommen, was Voraussetzung sei, um den Unterricht begutachten zu können, sagte er. Bei einer positiven Bewertung erhalte die Schule eine vorläufige Genehmigung für sechs Jahre (ein Schülerdurchlauf). Danach werde sie entweder entzogen oder in eine unbefristete Genehmigung umgewandelt. Dies sei der für alle „freien“ Schulen übliche Behördenweg.

Verschiedentlich wurde die Vermutung geäußert, hinter dem Islamkolleg stünden „fundamentalistische Kreise“, bestätigte Fahlbusch. Der Träger habe allerdings ein Konzept vorgelegt, das den deutschsprachigen sowie gemischtgeschlechtlichen Unterricht vorsehe, und sich am humanistischen Menschenbild des Paragraphen 1 des Schulgesetzes orientiere. Sofern dies eingehalten werde, sei nach Ansicht der Juristen eine vorläufige Genehmigung zu erteilen.

Das Islamkolleg ist Teil der Islam-Federation, einem Zusammenschluß außerstaatlicher Religionseinrichtungen. Initiativen zur Einrichtung von Grundschulen hat es von Seiten des Islamkolleg bereits in mehreren Städten und auch im Ausland - unter anderem in den Niederlanden - gegeben. Dort war man jedoch auf große Schwierigkeiten gestoßen, qualifizierte Lehrer zu finden.

In Berlin gibt es etwa 20 nicht-staatliche Schulen von katholischen, evangelischen und jüdischen Trägern, ferner die Waldorf-Schulen und die freie Schule auf dem UFA -Gelände.

anb/dpa

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