piwik no script img

Wahlfieber

 ■ McCASH FLOWS ORAKEL

Die Vorverlegung des Wahltermins in der DDR auf den 18. März hat die Ost-Phantasie an der Börse beflügelt. Nachdem in der Vorwoche die steigenden Zinsen für Mißstimmung auf den Aktienmärkten gesorgt hatten, begann diese Woche sowohl in New York und Tokyo wie auch in Frankfurt mit minimal steigenden Kursen (d.h. fallendem Zins) bei Anleihen. Ausländische Kauforders ließen den DAX-Index um 17 Punkte auf 1.811 klettern, die japanischen Investoren konzentrierten sich dabei auf die großen Standardwerte, Chemieaktien und Energieunternehmen konnten deutliche Gewinne verbuchen. Der vorgezogene Wahltermin hat die Perspektiven der bundesdeutschen Unternehmen in der DDR verbessert. Da die Wiederbelebung der DDR-Wirtschaft mit der Energieversorgung steht und fehlt, zählten die Versorgungsunternehmen an der Börse erneut zu den Favoriten. Starke Nachfrage von ausländischen Adressen konnte auch der Elektro-Multi Siemens verbuchen, der neben seinen vielfältigen Unternehmensaktivitäten mit seiner milliardenschweren Portokasse nebenbei als Großbank gilt. Dieses hohe Investitionspotential vor allem macht Siemens für ausländische Käufer attraktiv. Wenn die Zinsentwicklung halbwegs im Rahmen bleibt, stehen die Zeichen an der deutschen Börse weiter auf Hausse, selbst der satte Wahlerfolg der SPD im Saarland spielte auf dem Börsenparkett kaum eine Rolle - nicht die inländischen, sondern die ausländischen Anleger machen die Kurse an der deutschen Börse und wer in New York kennt das Saarland? An der Börse in Wall Street jedenfalls gehörte der von der Deutschen Bank aufgelegte Germany Fund weiterhin zu den Umsatzspitzenreitern. Und die Amerikaner haben auch wieder Hoffnung, daß der äußerst nervöse Dow Jones Index alsbald nach oben marschiert, auch wenn der Indikator mit Wirtschaft oder Konjunktur rein gar nichts zu tun hat: die „San Francisco 49ers“ haben mit einem Kantersieg über Denver den „Super-Bowl“ im Football gewonnen. San Francisco gehört zur Nationalen Football Liga, Denver zur Konkurrenz, der American Football Liga - seit 1967 ist die Börse immer dann gestiegen, wenn das Team der NFL gewonnen hat. Der 55:10 Sieg der Californier müßte also für einen wahren Hausse -Schub in Wall Street sorgen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen