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Lebensvielfalt?

■ "Aufbruch zu neuen Ufern", taz vom 24.1.90

betr.: „Aufbruch zu neuen Ufern“ von Marieluise Beck -Oberdorf/Elke Kiltz, taz vom 24.1.90

Daß der beschriebene Aufbruch zu neuen Ufern nun gar nicht so neu ist, zeigt uns ein Blick in die Geschichte der sogenannten ersten Frauenbewegung - auch welche Auswirkungen bestimmte politische Forderungen, wie zum Beispiel nach gesellschaftlicher Anerkennung und Neubewertung unbezahlter Haus- und Familien- Frauenarbeit hatten.

Es geht meines Erachtens nicht darum, sich um den wahren Feminismus zu streiten. Vielmehr muß deutlich gemacht werden, was hinter der neuerdings so viel beschworenen Lebensvielfalt von Frauen steckt. Patriarchatskritik kann doch nicht darin münden, daß aus den rigiden Vorschriften für Frauen einfach ein „Was ihr wollt“ wird und wenn das erreicht ist, haben wir eine neue Gesellschaftsform. Wir müssen uns doch immer wieder fragen, warum Frauen sich für bestimmte Lebenszusammenhänge entscheiden und - vor allem - wie freiwillig kann diese Entscheidung denn wirklich sein?

Freiweillige Entscheidungen setzen eine wirkliche Wahlmöglichkeit voraus, und diese kann es in einer heterozentristischen Gesellschaft gar nicht geben.

Solange dies nicht in bezug auf alle Bereiche ins öffentliche Bewußtsein gebracht wird, beruhigt es mich, daß es noch Gralshüterinnen gibt - innerhalb und außerhalb der Grünen.

Sigrun Klüger, Bundesfrauenreferentin der Grünen

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