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Runde Tische im Niemandsland

Angesichts der Bundestagsdebatte überfiel mich eine Horrorvision: Soll dieser johlende Haufen von Wahlkampfhähnen das Vorbild werden für die Demokratisierung in der DDR? Und noch ein Alptraum: Naht die Wiedervereinigung beider Deutschländer zu einer DBR - zur Deutschen Bürokratischen Republik?

Dagegen gilt es konstruktive Visionen zu entwickeln einige seien hier als ernsthafte Vorschläge aufgezeigt:

1. Der „Runde Tisch“ wird zu einer dauerhaften Einrichtung in der DDR auch über die Wahlen im März hinaus - und er wird ebenso in der Bundesrepublik eingeführt! Er ist weit mehr als eine Notlösung: der Runde Tisch ist geeignet zu einem Modell direkterer BürgerInnenbeteiligung an politischen Entscheidungen und zum Übergang von einer bloß repräsentativen zu einer wirklichen Demokratie.

2. Sollten sich die Regierenden so viel BürgerInnennähe noch nicht zumuten wollen, so bilden interessierte und engagierte Menschen selbst neue Foren auf Bundes- und Kommunalebene und selbstverständlich auch einen gesamtdeutschen Runden Tisch. Hier erarbeiten und veröffentlichen sie Vorschläge und Impulse, die nicht mehr zu überhören sind.

3. Mit dem gleichen Eifer, wie die wirtschaftliche Annäherung betrieben wird, beginnen beide Seiten umgehend, die Grenze zwischen DDR und BRD zu entminen. Von östlicher Seite werden Tretminen und Selbstschußanlagen entfernt beziehungsweise entschärft, von westlicher Seite Atomminen und -schächte und dergleichen entlang des Grenzstreifens beseitigt. Das „Niemandsland“ wird zum „Jedermenschland“, zu einem Grüngürtel der Begegnung, mit vielen runden Tischen für Gespräche, Erfahrungsaustausch und Lösungssuche in Krisenfällen, für gemeinsame Feste, Lernprozesse und Zukunftswerkstätten.

Birgit Berg, Stuttgart

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