: Radioaktivität vor der Haustür
■ „Bodenkataster Radioaktivität - Kreis Verden“ vorgestellt / Bundesweit einmalige Karte
Eine gute und eine schlechte Nachricht für den Landkreis Verden; die gute: Pilze aus dem Verdener Stadtwald dürfen gegessen werden. Die schlechte: Im östlichen Kreisgebiet Richtung Walsrode und in der Gegend um Bassum Richtung Bremen ist der Boden noch so stark radioaktiv belastet, daß er nach Tschernobyl in Sandkästen gefunden, ausgetauscht worden wäre.
Solche Erkenntnisse kann man, vier Jahre nach der Kernschmelze in Tschernobyl, einem „Bodenkataster Radioaktivität“ entnehmen, das das Verdener „Institut für Mensch und Natur“ gestern der Öffentlichkeit vorstellte. Das Institut, seit 1987 tätig und Mitglied in der AGÖF (Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute, dabei auch das Bremer Umwelt Institut), war
mit den offiziellen Verlautba rungen, etwa des Bundesumweltministeriums unzufrieden; dort wurde immer wieder versichert, der Tschernobyl-Fallout sei in Norddeutschland vernachlässigbar gering ausgefallen. „Mensch und Natur“ wollte es genauer wissen und startete ein Projekt, das mit 180 Proben nachweisen sollte, daß es lokal zu sehr großen Unterschieden in der radioaktiven Bekasterung kommen kann.
Das Ergebnis sind nun zwei Farbkarten des Kreisgebietes: Eine zeigt die örtliche Bodenbelastung für den 10.Mai 1986, die andere hochgerechnet die Verhältnisse für den 10.Mai 1990. Generell hat die Caesiumaktivität abgenommen, doch noch heute läßt sich genau erkennen, wo es damals geregnet hat (Die Korrelation zwischen Regen und radioaktivem Fall -Out gilt als erwiesen). Nach dem Nutzen der aktuellen und bundesweit einmaligen Karte für die Kreisbewohner befragt, weisen die ForscherInnen neben der Pilzfrage auch auf Imkerei, Heidelbeergenuß und Rehbraten hin und empfehlen vor dem Sammeln oder der Jagd einen Blick ins Kataster. Beeren aus der Walsroder Ecke sind nicht zu empfehlen, Steinpilze aus Fischerhude wohl.
Und was sagt man Eltern, deren Kinder auf einem mit 5.000 Bq/qm belasteten Boden toben müssen? Erde sollten sie nicht es
sen, im übrigen aber: Stoppt die Atomindustrie und kein zweites Tschernobyl!
Burkhard Straßmann
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