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„Quarantäne bleibt hoffentlich aus“

■ Drei Übersiedler-Kinder aus dem Turnhhallenlager Wilhelm Leuschner-Str. im Krankenhaus / Scharlach nicht ausgeschlossen

Seit drei Tagen ist die Turnhalle in der Wilhelm Leuschner -Straße für 76 Menschen ein neues Zuhause. Mit einer Dusche, einer Kochplatte, und uniform blau-weiß-karierten Bettbezügen. 19 kleine Kinder sind dabei, eine Famil s Polen. Offiziell soll die Unterbringung der Aus-und ÜbersiedlerInnen auf „diese entsetzliche Weise“, so Gerhard Heuer vom Amt für Soziale Dienste, am Montag enden. „Wir fürchten aber, daß dieser Zustand noch bis Ende nächster Woche dauern wird“, meint er.

Drei Kinder einer Familie bekam rgeern immer heftigere Halsschmerzen. Der Hilferuf ihrer Eltern im benachbarten Amt für Soziale Dienste der Region Ost holte den Notarzt ins Haus. Die Kinder wurden ins Krankenhaus gebracht. Erste Dgnos „Schwerer grippaler Infekt“. Der Verdacht auf Scharlach könne jedoch erst mit den Untersuchungsergebnissen am Montag endgültig ausgeschlossen werden. „Wir hoffen natürlich, daß uns die Quarantäne erspart bleibt“, kommentierte dies Gerhard Heuer, stellvertre

tender Leiter der unmittelbar benachbarten Behörde.

Seine KollegInnen halfen vielfach unbürokratisch: Als sämtliche Erwachsenen des provisorischen Lagers gestern zu Behördengängen unterwegs und die Kinder plötzlich unverhofft ohne Aufsicht waren, setzte sich eine Sozialpädagogin kurzerhand mit den Kids an den Spieltisch. Eintopf wird den Turnhallen bewohnerInnen jetzt ebenfalls von MitarbeiterInnen organisiert vorbeigebracht: „Manche hatten nur noch 5 DM in der Tasche. Die ne

uns am Woende ohne Essen hier“, beschreibt Helferin Vobusch die Situation. Denn: Betreuung und Verpflegung sind nicht vorgesehen.

Gestern nachmittag zogen die ersten von rund 100 Flüchtlingen in die Räume des leerstehenden Barkhofs ein.

Die Beschlagnahmung der Turnhalle des Lidice-Hauses ist unterdessen angeordnet, teilte die Sozialbehörde mit. Gegen diese erste in Bremen verfügte Zwangsmaßnahme kann die Geschäftsführung des Lidice-Hauses bin

nen einer Woche Widerspruch einlegen. Schon in der vergangenen Woche hatten die GesellschafterInnen der Bildungseinrichtung heftig gegen die drohende Einquartierung von Aussiedlern protestiert: weil sie das im Hause untergebrachte Projekt für betreutes Wohnen ehemals Suchtabhängiger gefährdet sieht. Falls es nach dem Widerspruch zu einer verwaltungsrechtlich abgesegneten Einquartierung kommt, könnte die Lidice-Haus-GmbH dem Senat gegenüber Schadensersatz geltend machen.

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