Haupstadt Berlin: „Spielzeug wird teurer, Zulage kommt weg“

■ Die taz fragte Bürger und Prominente in Ost- und West-Berlin: „Was halten Sie von einer gemeinsamen Hauptstadt Berlin?“ / „Hauptsächlich Stadt“

Die Berliner werden stolzer sein. Dieter Böhme, 31, Klempner, Freiberg/Sachsen

Das Spielzeug wird in Ost-Berlin teurer, und die Berlinzulage kommt weg. Raumpflegerin, 28, West-Berlin

Ob Bonn, Berlin oder Frankfurt Hauptstadt wird, ist mir egal. Matthias Andre, 29, Elektriker, Ost-Berlin

Das liegt uns schon immer am Herzen. Das war mal die alte Hauptstadt. Wolfgang Zaramba, 49, Zimmerer, Ost-Berlin

Hauptsächlich Stadt. Günther Drews (Drei Tornados)

Das geht mir zu schnell. Brigitte Augustin, 58, Bankkauffrau, Ost-Berlin

Wenn die Regierung wieder in den Reichstag zieht, würde mich das nicht an alte Zeiten erinnern, die haben wir überwunden. Herbert Linek, 59, Dispatcher, Leipzig

Es gibt wichtigeres zu tun. Ich finde es zum Beispiel mit dem Geld total beschissen. Ich komme mir vor wie der große Macker aus dem Westen. Silke, 19, Studentin, Heidelberg

Das wäre das größte Geschenk, das wir noch erleben könnten. Wo die Regierung dann sitzt, ist mir egal, Hauptsache sie regiert gut. Lohre Bohr, 55, Filialleiterin, Ost-Berlin

Fällt mir nüscht zu ein. Fritz Teufel

Ich hab nur Angst, daß manche sozialen Sachen, die hier besser sind, wegkommen. Brigitte Ottberg, 35, Journalistin, Ost-Berlin

Mir gefällt eine Stadt, die offen und aufregend ist, besser, als eine Stadt, die zementiert ist. Ingrid Karsunke, Redakteurin des „Kursbuch„

Der Verkehr wird schlimmer werden und die Kriminalität schwappt dann endgültig über. Jörg Wiechmann, 24, Hauptwachtmeister, Ost-Berlin.

Mit einem neuen Regierungsgebäude könnte man zeigen, daß man nicht in alte Strukturen zurück will. Ralf-Michael Hollenbach, 43, Maschinenbaumeister, Ost-Berlin

Die Befürchtungen der Europäer muß man ihnen mit einem Friedensvertrag nehmen. Ute Müller, 44, Physikerin, DDR

Da können wir unsere langgehegte Idee, eine Filiale in Bonn zu gründen, fallen lassen, weil wir dann hier alle Fliegen unter einer Klappe zusammenkriegen. Kurt Jotter, Büro für ungewöhnliche Maßnahmen.

Wiedervereinigung finde ich beschissen. „Schule“ Schulz, 34, Arzt, West-Berliner

Die Regierung soll in den Reichstag, wenn die Olympiade kommt, wird genug gebaut. Rudolf Heinrich, 62, Rentner, Hessen

Gemeinsame Hauptstadt kann ich mir nicht vorstellen. Die Wohnungsnot wird auf alle Fälle zunehmen. Lisa Frier, 28, Krankenschwester, West-Berlin

Bei seinem ersten Besuch in der Neu-Deutschen -Bundeshauptstadt wird Papst Johannes II., als er bei der Ankunft auf dem Flughafen Schönefeld die deutsche Erde küßt, von zahlreichen Polen mit dem Bild der schwarzen Madonna von Tschenstochau begeistert begrüßt. In seiner vielbeachteten Rede vor dem gesamtdeutschen Reichstag macht sich der Pontifex Maximus zum Anwalt der zahlreichen, als Bürger der zweiten Klasse behandelten polnischen Schwarzarbeiter und Händler, und fordert für sie das Recht auf doppelte Staatsbürgerschaft. Die Angriffe der israelischen Regierung, der Papst habe zwar das neue Deutschland sofort anerkannt, aber immer noch nicht den Staat Israel, wird von Rudolf Augstein im „Spiegel“ sogleich mit dem Hinweis auf ein Jahrzent Intifada zurückgewiesen. Otto Kallscheuer (Lektor beim Rotbuch- Verlag).

plu/diak