Sonntag

Um 12.47 Uhr eröffnet das Zweite den DDR-Wahlkampf. In der allsonntäglichen Sendung DDR vor der Wahl sollte ursprünglich bis zum 6.Mai das gesamte Spektrum der sich zur Wahl stellenden Parteien und Gruppierungen vorgestellt werden. Wegen der Vorverlegung des Wahltermins auf den 18.März müssen sich die Mainzelmänner nun sputen, um das Plansoll erfüllen zu können.

Der Hollywood-Vamp Veronica Lake war das Gespons des Regisseurs Andre de Toth. Der wiederum inszenierte den Western Sabotage, den SAT.1 um 17.10 Uhr im Programm hat. Sechsmal arbeitete der gebürtige Ungar de Toth mit Randolph Scott und verhalf damit dem schon auf dem absteigenden Ast reitenden Schauspieler zu einer zweiten Karriere als Genredarsteller, der in den Weiten des Wilden Westens diversen Widrigkeiten zu trotzen hatte. Weitere sieben Filme unter der Regie von Budd Boeticher, produziert von Scotts eigener Firma Ranown, untermauerten das Image vom sattelfesten Westerner, der mit manchmal zwiespältigem Charakter sardonisch lächelnd seinen Rache- resp. Law -&ordergeschäften nachgeht, statuarisch, schweigsam, aber schnell mit dem Revolver.

Der NDR hat neue Folgen seiner TV-Serie Schwarz Rot Gold abgedreht, deren erste um 20.15 Uhr von der ARD ausgestrahlt wird. Die bisherigen Abenteuer des Hamburger Zollamtmanns Zaluskowski waren gut recherchierte, unterhaltsam dargebotene Fernsehkrimis mit Lerneffekt ohne Holzhammer, was sich, da der zuverlässige Dieter Meichsner wieder das Drehbuch schrieb, wohl kaum geändert haben dürfte. Diesmal wagte sich Meichsner an das so komplexe wie brisante Thema Waffenschmuggel. Übereinstimmungen der Akte Wiener Blut mit dem gerade in Österreich verhandelten Fall „Lucona“ sind nicht zufällig.

Wer das Programm von Bayern 3 anzapfen kann, hat um 22.00 Uhr die zur Nutzung empfohlene Gelegenheit, Ex-Monty Python Michael Palin in der sehr britischen Komödie Magere Zeiten zu beschmunzeln. Es ist dieses gerüttelt‘ Maß schwarzen Humors, diese Lust am Spiel mit Respekt- und Geschmacklosigkeiten, die deutsche Lachwerke immer vermissen lassen. Ein Film wie Magere Zeiten ließe sich auch über Mauerfall und das Drumherum drehen - es müßte sich nur mal jemand trauen.

Harald Keller