: 370.000 DDR-Bürger aßen mit
■ Grüne Woche mit Besucherrekord: 550.000 Menschen drängten sich unter dem Funkturm - und darunter waren auch 60.000 Fachbesucher aus der DDR
Mit einem bisher nie erlebten Besucheransturm ist die Internationale Grüne Woche gestern zu Ende gegangen. Die Messegesellschaft AMK rechnete mit insgesamt 550.000 zahlenden Gästen (1989: 450.000), darunter 370.000 DDR -Bürger. Die Bedeutung der weltgrößten Agrarschau unterstrichen die rund 100.000 Fachbesucher - davon 60.000 aus der DDR -, die an den zehn Ausstellungstagen in die Hallen unter dem Funkturm strömten. Die genauen Zahlen standen bei Redaktionsschluß noch nicht fest.
Die wirtschaftlichen Erwartungen der rund 964 Aussteller aus 56 Ländern wurden nach anfänglich hohen Umsatzeinbußen noch erfüllt. Bis zur Messehalbzeit setzten einige Aussteller rund 70 Prozent weniger um als 1989. Im zweiten Abschnitt boomte es, die Umsätze erreichten teilweise fast 80 Prozent des sehr guten Vorjahres, wo außerordentlich hohe Umsatzsteigerungen erzielt wurden.
„Erfahrungsaustausch ohnegleichen zwischen Fachleuten der Land- und Ernährungswirtschaft aus Ost und West“ war ein wichtiger Messebeitrag, heißt es im AMK-Abschlußbericht vom Samstag. Neben konkreten Vereinbarungen über gemeinsame künftige Aktivitäten sei auch Schulung von DDR-Fachkräften vereinbart worden. Die Grüne Woche sei „als eine erfolgversprechende Investition in die Zukunft erkannt und genutzt“ worden, heißt es. Eine Befragung habe ergeben, daß die überwiegende Zahl der Aussteller die DDR-Bürger als zukünftige Kunden und Abnehmer ihrer Produkte ansehen. Die politische Entwicklung zwischen Ost und West weckt auch bei den Anbietern positive Zukunftserwartungen. Über zwei Drittel der Aussteller, so eine AMK-Umfrage, würden eine positive Entwicklung der Agrarschau in den nächsten Jahren erwarten.
Auch das von der AMK in Zusammenarbeit mit dem Bauernverband spontan eingerichtete „Forum der Landwirtschaft“, das speziell für DDR-Landwirte ausgerichtet war, war „regelrecht überfüllt“. Es sei die Chance nach Beratung und Gedankenaustausch mit bundesdeutschen Landwirten umfassend genutzt worden. Zentrales Problem der DDR-Bauern sei aber die Frage nach der Zukunft der DDR -Landwirtschaft gewesen. Für die Dritte Welt, 22 Länder nahmen teil, gilt die Agrarschau weiterhin als „Investitionschance“ für künftige Handelsbeziehungen.
taz/dpa
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