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Die Plastikfußballer von den Schafinseln

Die Faröer Inseln dürfen um die Europameisterschaft im Fußball mitspielen / Heimspiele in Schweden  ■  PRESS-SCHLAG

Für den Fußballverband der Faröer Inseln war der vergangene Freitag ein großer Tag: Zum erstenmal nimmt die Nationalmannschaft des Fußballzwergs an einer Europameisterschaft teil. Zwar zunächst nur an der Qualifikationsrunde, aber wer weiß...

Auch für den eingefleischten Fußballfan dürfte es keine unverzeihbare Schande darstellen, bisher von der Existenz einer Nationalmannschaft auf den Faröer nichts gewußt zu haben. Die zu Dänemark gehörende Inselgruppe im Atlantik 62 Grad nördlicher Breite, 7 Grad westlicher Länge zwischen Island und Großbritannien gelegen - besteht eben auch nur aus 18 Inseln, mit 45.000 EinwohnerInnen und doppelt so vielen SchafInnen. Zuerst wurde die Inselgruppe in grauer christlicher Vorzeit von irischen MönchInnen kolonisiert, die sich aber schleunigst wieder davonmachten, als sie einen erschreckenden Mangel an Gerste und sonstigen zur Alkoholbereitung geeigneten Ingredienzen feststellen mußten.

Bis vor einiger Zeit galten die Faröer als äußerst unwegsam. Die Verkehrsverbindungen waren derart schlecht, daß, wie eine Chronik verrät, „der Geistliche am gleichen Tage eine ehrsame Jungfrau konfimierte, traute und ihr Kind taufte“. Mit der Verbesserung der Infrastruktur hielt auch der Fußball Einzug auf den „Schafinseln“ wie die Übersetzung des Namens der Inselgruppe sinnigerweise lautet.

Fast jeder fünfte männliche Insulaner spielt aktiv in einem Verein, von denen es vierzehn gibt. Genug für eine richtige Meisterschaftsrunde also - über die dann sieben (!) Insel -Tageszeitungen ausführlich berichten. Gespielt werden kann allerdings gemeinhin nur von Mai bis Oktober, weil es sonst zu dunkel ist. Obwohl es in den pulsierenden Metropolen wie Klakksvik, Torshavn oder Gotu genügend Fußballplätze gibt, waren diese schon vor der EM-Auslosung in Stockholm von der UEFA für alle Qualifikationsspiele gesperrt worden. Nicht etwa wegen berüchtigter Fußballrowdys, sondern wegen des Belags. Es gibt auf den Faröer keinen einzigen Rasen-, Sand -, Kies- oder Lehmplatz, sondern nur Kunststoffbelag. Verständlich bei 281 Regentagen jährlich. Trotzdem kein Verständnis bei der UEFA, die stur auf einen 1986 gefaßten Beschluß gegen Plastik verweist. Die Heimspiele sollen nun nach dem Willen der UEFA-Gewaltigen im Europameisterschaftsgastgeberland Schweden stattfinden.

Lieber hätten die Faröer ja in Dänemark gespielt, angesichts der besseren Verkehrsverbindungen dorthin und einer erklecklichen Fangemeinde ihrer Mannschaft. Doch machte da das Schicksal an dem historischen Freitag in Stockholm einen Strich durch die Rechnung: die Faröer wurden ausgerechnet zum „Mutterland“ Dänemark in eine Gruppe gelost - daneben noch Jugoslawien, Österreich und Nordirland - was diesen Qualifikationsspielen jetzt noch einen besonderen Reiz gibt.

Die Chancen? Nun, die bisher besten Ergebnisse der Nationalkicker, die in ihrer fußball-losen Freizeit meist als Fischer arbeiten, waren immerhin 1:0-Siege gegen Island 1987 und im letzten Jahr gegen Kanada, den WM-Teilnehmer von 1986. „Und“, flachste Morten Poulsen, Sekretär des faröischen Fußballverbandes, „Dänemark ohne den gerade zurückgetretenen Trainer Sepp Piontek - da wollen wir doch mal sehen.“

Reinhard Wolff/Matti

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