piwik no script img

Nordsee bleibt Mülleimer Europas

■ Umweltverbände kritisieren schon jetzt die Ergebnisse der kommenden Nordseekonferenz

Bonn (taz) - Einen Monat vor dem Treffen der Umweltminister der Nordseeanliegerstaaten in der niederländischen Hauptstadt Den Haag haben bundesdeutsche Umweltschutzverbände bereits eine vernichtende Bilanz der Veranstaltung gezogen.

Die Nordsee werde „größter Mülleimer Eurpopas“ bleiben, prophezeiten sie aufgrund des vertraulichen Schlußprotokolls des Ministertreffens, das ihnen bereits vorab bekannt geworden war. Die Halbierung von Gift- und Nährstoffeinleitungen in die Norsee bis 1995, bei der letzten Konferenz 1987 in London beschlossen, werde mit Sicherheit nicht erreicht, erläuterte in Bonn Peter Willers von der Aktionskonferenz Nordsee. Bei der Erklärung dabei waren der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND), der deutsche Naturschutzring, Greenpeace und weitere Naturschutzverbände.

Bis heute seien nämlich nicht einmal die Einleitungsmengen bekannt. Die nun endlich von den Ministern aufgestellte Liste der zu reduzierenden Gifte enthalte außerdem nur 37 Stoffe. „Das postulierte Vorsorgeprinzip bleibt eine leere Formel“, sagte Willers. Es werde kein Gedanke an die Vermeidung schädigender Stoffe und Produkte oder an ein Verbot verschwendet. Auch notwendige Produktionsumstellungen wie in der Chlorchemie würden nicht erörtert.

Die Ministerkonferenz setze weiterhin auf den Einsatz „bestverfügbarer Technologie“ unter dem Vorbehalt „wirtschaftlicher Verfügbarkeit“, wie es in dem umfangreichen Abschlußdokument heißt. Damit werde weiterhin an der Philosophie „erst zerstören, dann reparieren“ festgehalten. Die Verklappung von Hafenschlick und Klärschlämmen gehe weiter, und bei den radioaktiven Einleitungen militärischer und ziviler Einrichtungen lägen überhaupt keine Zahlen vor.

Auch die Politik der freiwilligen Vereinbarungen mit der Industrie sei „kläglich gescheitert“, erklärte Willers.

gn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen