: Gaul-Geschenk zum Roßkur-Ende
■ Am letzten Amtstag fand Frühpensionär und Hobbyreiter Thomas Franke ein Pferd auf dem Flur
Passanten bahnten sich pferdutzt den Weg: Saß doch da mitten auf der Straße unter Mißachtung aller Pferkehrsvorschriften ein frischgebackener Frühpensionär in vorbildlicher Kavalleristenhaltung rittlings auf einem Holzfohlen und kam
-naturholzgemäß - trotz aufmunternden Schenkeldrucks, voltegierschulengemäßem Senator-a.D.-Gesäßlüftens und leichter Reitgerten-Hiebe in die Fichten-Flanken keinen Millimeter voran. Der Gaul stand, der Reiter bewegte sich, und zwar auf der Grenze zwischen letzter Amtshandlung und erstem Privatvergnügen. Senator, gerade a.D., Horst Werner Franke pfersprühte aufgeräumte Rentner-Fröhlichkeit vor den fürs erste letztmals vor ihm aufgebauten Pfernsehkameras.
Gestern, Punkt 16 Uhr war's so weit. Nach 15 Jahren in Bremer Regierungsdiensten pferließ der Senator hoch zu Holzroß zum letzten Mal seinen Behördenstall
am Rembertiring, um Richtung freie Wildbahn zu galoppieren. Zum letzten Mal hatte der Senator kurz zuvor den Stallwächtern in der Bürgerschaft einen vom Pferd erzählt und sich dann mit einem Pferdekuß aus dem Stallgeruch des Parlaments verabschiedet: „Ich wünsche diesem Haus immer die richtigen Beschlüsse, gefällt von den richtigen Mehrheiten“, waren die letzten Worte des
Senators vor seinem Eintritt ins Reiteralter.
Nach der 15jährigen Roßkur kann Franke ab sofort das höchste Glück auf dieser Erde auf dem Rücken von Tischlermeister Dieter Kreidpkes Werk finden. Unter dessen kundigen Händen entstand in dreitägiger Arbeit an der Schule Alwin-Lonke-Straße das trojanische Abschiedsgeschenk aller Bremer Schulleiter.
Zu Hause warten bereits Doris und Bille, beide seit vielen Jahren und oft vergeblich. Doris heißt mit Nachnamen auch Franke, ist seine Frau und brauchte 15 Jahre eine Pferdenatur. Bille ist eine Anglo-Traberin, heißt laut Stammbaum eigentlich „Bielefelderin“ und verzehrt nach treuen Diensten und einigen Abwürfen inzwischen ihr Gnadenbrot in den Frankeschen Stallungen. Von den ersten Pensionsbezügen will Franke sich jetzt nochmal „was Feuriges“ zulegen: eine Trakehnerstute.
K.S.
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