: Dänischer Genosse bietet Honecker Asyl
■ Ingmar Wagner will Erich in sein Haus aufnehmen
Berlin (taz/dpa) - Ein Hoffnungsschimmer für Honecker aus dem benachbarten Dänemark: Während sich in der DDR die Genossen scharenweise von ihrem früheren Staats- und Parteichef abwenden, erinnerte sich jetzt ein dänischer Kommunist an seinen alten Kampfgefährten. Ingmar Wagner, jahrzehntelang Führungsmitglied der Dänischen Kommunistischen Partei (DKP), jetzt im Ruhestand, will den krebskranken Honecker in seinem Haus in Praesto 100 Kilometer südlich von Kopenhagen aufnehmen und pflegen. Der dänische Altstalinist, der seinen Parteieinfluß im Zuge der Perestroika völlig verloren hat, begründete seine der DDR -Botschaft in Kopenhagen überreichte Einladung damit, daß Honecker in der Dachkammer eines Pastorenhauses leben müsse. Dabei gebe es weder eine Anklage noch ein Urteil gegen ihn.
„Vielleicht hat Honecker schwere Fehler begangen“, sagte Ingmar Wagner der dänischen Boulevardzeitung 'Ekstra Bladet‘, „aber das rechtfertigt nicht die demütigende Behandlung, die er jetzt in der DDR erhält. Für mich bleibt er eine Person, die für die Idee des Sozialismus gekämpft und unter großen persönlichen Opfern ihren Anteil am Kampf gegen den Faschismus hat.“ Wagner äußerte sich aber auch enttäuscht über den Korruptionsverdacht. Genauso wie andere osteuropäische Führer hätte Honecker mehr auf die Wünsche des eigenen Volks hören sollen.
Dänemark hat seit dem vergangenen Herbst keine Flüchtlinge aus der DDR mehr aufgenommen. In der Öffentlichkeit des skandinavischen Landes dürfte jetzt das Ansinnen, ausgerechnet Honecker Asyl zu gewähren, nicht auf allzu großes Verständnis stoßen.
dora
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen