: Meinungsumfragen von minderem Wert
■ Angaben über unentschlossene Wähler sind nicht erhältlich
Berlin (taz) - Die entscheidende Frage - wieviele WählerInnen sind noch unentschlossen - hat das Leipziger Zentralinstitut für Jugendforschung (ZIJ) zwar stellen lassen. Eine Antwort aus der Repräsentativumfrage unter 1.000 DDR-BürgerInnen liegt indes noch nicht vor. Daher dürfte der ermittelte Anteil von 54 Prozent Stimmen für die SPD bei einer Volkskammerwahl zum jetzigen Zeitpunkt nur begrenzten Aussagewert haben. Gegen sie sprechen auch Ergebnnisse einer „Umfrage Zuschauerforschung“ des DDR -Fernsehens.
Die Umfrage des ZIJ, durchgeführt von Interviewern des Leipziger Instituts für Marktforschung in allen Bezirken, sei weder abgeschlossen noch ausgewertet, sagte eine ZIJ -Sprecherin gestern gegenüber der taz. Dem „Zwischenbericht“ zufolge gehe man von einer 80prozentigen Wahlbeteiligung aus. Die PDS erhielte zwölf, die CDU elf, das Neue Forum vier und die LDPD drei Prozent der Stimmen, alle anderen lägen noch darunter.
Noch nicht ausgewertet seien die Antworten: „Ich weiß noch nicht, wen ich wähle“ und die Frage: „Wie sicher ist Ihre jetzige Entscheidung?“ Aber, so die ZIJ-Sprecherin: „Die Unsicherheiten bei den Befragten sind im Moment noch enorm hoch.“ Dafür sprechen auch - unbestätigte - Ergebnisse von Umfragen des DDR-Fernsehens bei 1.000 ZuschauerInnen. Bei der letzten Erhebung vom 26. Januar äußerten sich 29,8 Prozent als unentschlossen, und 23,5 Prozent der Interviewten erklärten sich „für keine der bisher bekannten Parteien“ entscheiden zu wollen. Laut einer in der DDR kursierenden Tabelle, deren Existenz das DDR-Fernsehen gegenüber der taz bestritt, rangiert die PDS bei 5,0, die SPD bei 26,2, die CDU bei 6,1 und das Neue Forum bei 0,4 Prozent.
Ein zweiter Teil der ZIJ-Umfrage bezieht sich auf die „Wiedervereinigung“ der beiden deutschen Staaten. Gegenüber dem November vergangenen Jahres wuchs die Zahl der BefürworterInnen von 48 auf 76 Prozent. Die Mehrheit (43 Prozent) sprach sich gegen ein schnelles Vorgehen aus, doch immerhin 38 Prozent wollen die sofortige Vereinigung. Beträchtlich abgenommen habe mit 62 Prozent die Zahl derer, die auf jeden Fall in der DDR bleiben wollen. Im November seien es noch 84 Prozent gewesen.
Petra Bornhöft
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