: Weltbank-Geld für China
■ Chinas Kommunistische Partei besteht auf Führungsanspruch
Peking (dpa/taz) - Mit einem Kredit von 30 Millionen Dollar hat die Weltbank die Geschäftsbeziehungen zur Volksrepublik China nach mehrmonatiger Unterbrechung wiederaufgenommen. Das Geld ist für den Bau von Wohnungen für 175.000 Obdachlose in den Provinzen Shanxi und Hebei bestimmt, die im vergangenen Oktober von einem Erdbeben verwüstet worden waren, teilte die Bank gestern mit. Nach der blutigen Niederwerfung der Demokratiebewegung in China Anfang Juni hatte die Weltbank auf Ersuchen von US-Präsident Bush alle Kreditzahlungen an China eingestellt.
Unterdessen hat die Pekinger Führung auf die Abschaffung des verfassungsmäßigen Parteimonopols durch das sowjetischen ZK mit landesweitem verordneten Schweigen reagiert. Dafür erschien, sorgfältig zeitlich abgestimmt und in großer Aufmachung, in sämtlichen chinesischen Blättern ein Ausrichtungsartikel. Es wurde klargestellt, daß die chinesische Partei nicht bereit ist, an ihrer unumschränkten Herrschaft rütteln zu lassen. „In China würde es ohne die starke Führung der KP mit Sicherheit zu neuen Kriegswirren sowie zur Spaltung der Nation kommen, und das ganze Volk geriete erneut in Not und Elend. Vom Aufbau könnte dann überhaupt keine Rede mehr sein.“ Falls politische Organisationen entstünden, die sich gegen die Führung durch die KP, gegen den Marxismus und den Sozialismus stellten, müßten sie „sofort verboten werden“.
Bislang ist die Kritik der chinesischen Führung an Gorbatschows „Revisionismus und Verrat“ noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Der Honkonger Zeitschrift 'Zhengming‘ zufolge, deren Informationen in der Vergangenheit meist zutreffend waren, hat Deng in einem internen Rundschreiben „vor der großen Gefahr aus dem Norden“ gewarnt. Die chinesisch-sowjetischen Beziehungen werden den Rahmen begrenzter ökonomischer Kooperation deshalb in der nächsten Zeit kaum überschreiten.
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