piwik no script img

YATAMA-Chef Rivera läuft zur UNO über

Miskito-Führer ruft zur Oppositionskandidatin Violeta Chamorro auf / UNO revidiert Position gegenüber Indianern  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

Der Miskito-Führer Brooklyn Rivera hat in letzter Minute eine Wahlallianz mit dem Oppositionsbündnis UNO geschlossen. Rivera gab Donnerstag in Managua für die Indianerorganisation YATAMA eine ausdrückliche Wahlempfehlung für die UNO-Kandidatin Violeta Chamorro ab. Die von den USA gesponserte Allianz modifizierte im Gegenzug in ihrer Wahlplattform den Abschnitt über die Atlantikküste im Sinne von YATAMA.

„Autonomie ist ein Recht und gleichzeitig eine Errungenschaft des Kampfes dieser Völker gegen die sandinistische Aggression“, heißt es in einer Erklärung, die am Donnerstag von Violeta Chamorro verlesen wurde, „das geltende Autonomiestatut muß grundlegend verändert werden, damit eine wirkliche Autonomie für die Völker der Atlantikküste erreicht wird.“

Brooklyn Rivera verkündete anschließend, Violeta Chamorro und Virgilio Godoy seien würdige Verfechter der indianischen Autonomieforderungen. Die UNO hatte bisher den Begriff Autonomie für die Atlantikküste in ihrem Programm gar nicht gekannt und statt dessen in paternalistischer Form die Notwendigkeit betont, die Region „aus der Unterentwicklung und dem Elend zu holen“. Rivera seinerseits hatte vor kurzem noch wenig Schmeichelhaftes über die Oppositionellen zu sagen gehabt, die sich für die indianischen Völker erst interessieren, seit sie deren Stimmen brauchen.

Neben Rivera und Fagoth unterschrieben auch ehemalige Guerillaführer wie Uriel Vanegas, die schon vor Jahren einen Separatfrieden mit den Sandinisten schlossen und seither in Eigenverantwortung mit ihren Milizen ihre Gemeinden verteidigen dürfen.

Da Rivera aber für die Wahl der Nationalversammlung vor einigen Wochen bereits eine Zusammenarbeit mit der Christlichen Sozialen Partei (PSC) fest vereinbart hatte, stehen die YATAMA-Anhänger an der Atlantikküste, die dem Aufruf Riveras folgen wollen, am Wahltag vor einer verwirrenden Aufgabe: Sie müssen auf dem Wahlzettel für die Präsidenten die Liste 1 (UNO) ankreuzen, auf dem Schein für die Nationalversammlung aber die Liste 7 der PSC. Bei den Wahlen zu den Autonomieparlamenten der Atlantikregion, die gleichzeitig stattfinden, gibt es schließlich eine eigene YATAMA-Liste.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen