: Aus für Atommüllager
■ Umstrittenes Projekt für Atommülldeponie in Westfrankreich zurückgezogen / Erfolg für protestierende BürgerInnen
Paris (afp) - Die französische Regierung hat am Freitag ihr seit Monaten von Umweltschützern und Atomkraftgegnern hart bekämpftes Projekt für den Bau einer Atommülldeponie vorerst zurückgezogen. Premierminister Michel Rocard beschloß, daß die Pläne noch einmal überarbeitet und mit den lokalen Körperschaften und den Interessenvertretern an den verschiedenen möglichen Standorten abgestimmt werden sollen. Dies dürfte mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen. Nach dem Rückzieher der Regierung bei dem Loire-Staudammprojekt konnten Frankreichs Umweltschützer damit in dieser Woche bereits ihren zweiten großen Erfolg verzeichnen.
Für das unterirdische Lager, in dem ab dem Jahr 2010 bis zu 70.000 Kubikmeter radioaktiven Mülls mit einer sehr hohen Halbwertszeit gesammelt werden kann, waren vier mögliche Standorte vorgesehen: die Ortschaft Bourg d'Ire in der Nähe der westfranzösischen Stadt Angers, Bourg-en-Bresse bei Lyon, Neuvy-Bouin im westfranzösischen Departement Deux -Sevres und Sissonne in Nordfrankreich.
Seit im Dezember in Bourg d'Ire unter starkem Polizeiaufgebot erste Probebohrungen begannen, hatte sich ein massiver BürgerInnenprotest entwickelt. Unterstützt von Agrarverbänden und Lokalpolitikern fast aller Parteien hatten die Atomkraftgegner mehrere Demonstrationen und Aktionen unternommen, bei denen es zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war. Die Bewohner der Region Anjou sehen in dem Projekt eine Gefahr für Fremdenverkehr und Landwirtschaft. Nach Angaben von Experten würde der Atommüll noch mehrere tausend Jahre radioaktiv sein.
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