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„Janun“: Öko-Jugendliche brüteten

■ ...gar nicht so still über Moa und RaBuBaFu / Mittwetten bei „Wetten, daß?“

Nicht immer ist Natur, was danach aussieht. Hier re -tuturieren BUND-Jugendliche gerade nach dem Motto: Ufer statt Barrikaden für Wasser, Tiere, Pflanzen F: Steinberg

Groß rausgekommen sind sie im letzten Jahr mit ihrem großangelegten Boykott von Tütenmilch an niedersächsischen Schulen; weswegen dort nun glatt Molkereien auf Flaschen umstellen und der Kultusminister einen Flaschen-Erlaß herausgegeben hat. Sie, das sind Jugendliche von 'Janun‘, und das steht für „Jugend Aktion Natur Umweltschutz Niedersachsen“. Übrigens folgen noch mehr solcher Abkürzungen. In 'Janun‘ sind, kurz gesagt, Öko-Jugendliche zusammengeschlossen: BUND-Jugend, Öko-AG's an Schulen, unorganisierte Öko-Gruppen, VogelschützerInnen und andere. An diesem Wochenende haben sie in Bremens feiner kleiner 'Gesamtschule Mitte‘ getagt, gleich mit über 80 Leuten, obgleich nur die überregional Aktiven geladen waren. Sie selbst nennen das nicht trocken tagen, sondern „Schneller -Brüter„-Wochen

ende, im Sinne von Ideen austüfteln, brainstorming. Die Stimmung war gut. Die die aktiven Öko-Jugendlichen aus Niedersachsen schliefen nicht nur billig in Schlafsäcken in den GSM-Klassenzimmern (und staunten übrigens unter Wandtafeln und Pinnwänden, was das für eine wunderbare, kritische und motivierende Schularbeit dort sein muß), sondern sie aßen auch voll-wertig. Und sie debattierten zwei Tage lang, welche überregionalen Ideen 1990 Wirklichkeit werden sollen. Zum Beispiel kommt bald Thomas Gottschalk mit „Wetten, daß?“ nach Bremen. Da will 'Janun‘ mitwetten: Wetten, daß man auf einem bestimmten und ewig verstopften Teilstück der Bundesstraße zwischen Bremen und Delmenhorst schneller zum Ziel kommt, wenn man das Auto trägt statt fährt? Oder die „Aktion MOA“, meint „Mobil ohne Auto“. Und darin wird es die bundesweite Aktion „RaBuBaFu“ geben, um für die Schönheiten von Rad, Bus, Bahn und Fußlaufen öffentlich und positiv zu werben, ohne Noch-AutofahrerInnen unschön als Öko-Schweine anzupöbeln. Vielleicht läßt sich die Bundesbahn breitschlagen, am 20. Mai einen 50%-Öko-Tarif anzubieten - 1989 gab es das als „Umwelttag“ der Bahn schonmal, und der Erfolg war zugfüllend.

'Janun‘ dachte auch über Öko-Sponsering nach: Mit welchen Firmen und Verbänden kann man guten Gewissens zusammenarbeiten, von wem gar Geld nehmen? Brauereien schieden da mit Blick auf Jugendarbeit so aus wie Chemiefirmen, für die man kein Werbe-Feigenblatt sein will, aber Optiker, Mineralwasser-Firmen, Bäcker, Verlage könnte man doch mal um Spenden bitten.

Als Grünen-Nachwuchs verstehen sich die 'Janun's trotz inhaltlicher Nähe nicht: „Das ist gerade unsere Stärke, daß wir überparteilich sind“, findet Zivildienstleister Sven Giegold, 20, „es ist ja auch für uns eine große Enttäuschung, die grüne Selbstzerfleischung zu betrachten.“ 'Janun‘ arbeitet da lieber mit selbstständigen Untergruppen und ohne Zwang zu Linie als Umwelt-Bewegung. S.P

Kontakt: Janun, 0511-131169

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