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Postalischer Umweltschutz

■ Briefmarke für Bremer Bürgermeister

Bürgermeister freigemacht F.: Oberheide Aus dem Rathaus ist man schneller wieder draußen als man reingekommen ist. Als JournalistIn jedenfalls. Wer länger drinbleiben will wie Klaus Wedemeier, muß dafür Briefmarken mit dem Motiv „Seevögel, Fische und Seetiere“ in Empfang nehmen. Das muß schnell gehen, weil Bürgermeister immer viel zu erledigen haben. Also lobt er zügig die Deutsche Bundespost, die ihm in Form von Oberpostdirektor Bernhard Kuhl zwischen erstem und zwölften Dom-Glockenschlag das Sonderpostwertzeichen „Schützt die Nordsee“ im Wert von 60 Pfennig überreichen läßt. Anlaß: die 3. Internationale Nordseeschutz-Konferenz (INK) am 7. und 8. März in Den Haag.

Den Umweltschutz hat die Post schon häufiger auf ihre Marken geschrieben. Das findet auch Klaus Wedemeier richtig und begrüßt schon jetzt einschlägige Taten von Politikern. Seine auch? Schließlich hat die Marke einen regionalen Bezug zu Wedemeier-Nordseeanrainer, schließlich ist er Bürgermeister einer Oberpostdirektion, die nicht nur für Bremen zuständig ist, sondern auch noch für ca. 50 Prozent meerumschlungenes Niedersachsen.

Und da klebt sie und sieht mit ihren Mausezähnchen aus wie eine umhäkelte Nordseelandschaft, aber nicht wie eine „diesem ernsten Problem gewidmete“ zackige Umweltschützerin. Zwischen himmelblauem Himmel, marineblauem Meer und sandgelbem Sandstrand tummeln sich inselpostkartenständerfröhlich Möwen und Seeschwälbchen; Schollen, Quallen, Knurrhähne; eine Robbe, ein Krebs, ein Seestern. Darüber in Rettungsringrot: Nordseeschutz. Vorher oder nachher?

Vierzehn weitere Entwürfe haben dem Post-Kunstbeirat vorgelegen, u.a. auch von den Bremer Grafikern Sybille und Fritz Haase: ein toter Fisch, ein ölverklebter Vogel, kunstvoll stilisiert mit dezentem Gewissensbiß. Warum also die heitere Strandlandschaft? Klaus Wedemeier kuckt jetzt doch nochmal auf das kleine Ding herunter, und: „Ja, das sucht der Kunstbeirat aus“, sagt Herr Kuhl, und „mit Kunstbeiräten soll man sich nicht anlegen“, ermuntert ihn der Bürgermeister. Die wissen schon, was sie tun. clak

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