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Tiefflüge über SPD-Abgeordneten

■ SPD-MdB beklagt Tiefflugterror / Ministerium verweist auf 380.000 Russen in der DDR

Wenn zum Beispiel im Landkreis Cloppenburg ein Tiefflieger mit infernalischem Lärm auf 75 Meter herabtaucht, dann übt die Luftwaffe der Bundeswehr oder der Allierten gerade mal wieder den „simulierten Zielanflug“, sprich den Angriff auf ein Ziel im bösen Osten. Im Moment, so hat es zumindest der Cloppenburger SPD-Bundestagsabgeordnete Günter Graf festgestellt, sind die Piloten in den Kampfbombern mal wieder ganz besonders fleißig dabei, Vaterlandsverteidigung zu trainieren. „Seit nunmehr 14 Tagen haben die Tief flugübungen im Bereich des Tiefstfluggebietes 1, insbesondere über dem Landkreis Cloppenburg, ein unerträgliches Ausmaß angenommen“, schreibt Graf an den „sehr geehrten Herrn Minister“ Stoltenberg und fordert

naheliegenderweise „vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Ost-West-Lage endlich konkrete Erleichterungen für die Menschen“. Naheliegend ist ein solches Ansinnen aber nicht für das Bundesverteidigungsministerium in Bonn: „Der Sinn ist nach wie vor gegeben“, sagt der Sprecher der Luftwaffe, Oberstleutnant Kurt Fredemann zu Tieffliegern in sich verändernden Weltlagen. Denn: „Die Sowjetunion steht nach wie vor mit 380.000 Mann in der DDR.“ Von Bedrohung will Fredemann zwar nicht mehr sprechen („Das hören die Zivilen nicht so gerne“), aber das sowjetische Potential, sei schließlich noch da.

Ansonsten ist man im Verteidigungsministerium durchaus zufrieden mit dem seit Herbst letzten Jahres geltenden neuen Tief

flugkonzept. Das verringert zwar nicht die Zahl der etwa 68.000 Flugstunden pro Jahr. Statt dessen soll mit einigen kosmetischen Maßnahmen Lärmbelastung abgebaut werden. So wurde die zulässige Höchst-Geschwindigkeit der Bomber im Tiefflug von 835 auf 778 km/herabgesetzt, und von Mai bis Oktober gilt eine Tiefflug-Mittagspause von einer Stunde. Außerdem dürfen bundesdeutsche Kampfmaschinen pro Flug nur noch 90 bis 120 Sekunden vom Tiefflug (150 Meter) in den Tiefstflug (75 Meter) gehen. Die Allierten dagegen - mit 45.000 Flugstunden doppelt so oft in der Luft wie die Bundeswehr - dürfen bis zu einer Viertelstunde pro Flug Angriff simulieren und so Anwohner erschrecken spielen.

Deutsche Vereinigung hin oder

her - für weitere Tiefflug-Ver ringerung sieht das Verteidigungsministerium keinen Bedarf. Da könnte nach bisherigen Planungen allenfalls der Teiltruppenabzug der US-Army neue Impulse setzen, wenn damit die „Luftstreitkräfte“ verringert werden. Oberstleutnant Fredemann: „Auch bei den Kampfflugzeugen wird reduziert.“ Wieviel und wann steht allerdings noch in den Wiener KSZE -Verhandlungssternen.

Der SPD-Abgeordnete Günter Graf will solange nicht mehr warten. Seine Forderung an Stoltenberg, wonach „in den vergangenen drei Minuten mindestens sieben Überflüge in unmittelbarer Nahe meines Wohnhauses stattfanden“: „Handeln Sie. Die Belastungen sind nicht mehr zu ertragen.“

hbk

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