piwik no script img

„Tatenlos zugesehen“

■ Momper wirft Kohl mangelnde Hilfsbereitschaft für die DDR vor / Aussagen über Zahlungsunfähigkeit „unverantwortlich“

Der Regierende Bürgermeister Momper hat der Bundesregierung vorgeworfen, in den vergangenen Wochen zu wenig getan zu haben, um den Menschen in der DDR konkret zu helfen und „Zeichen der Hoffnung“ zu setzen. Man habe in Bonn „ziemlich tatenlos zugesehen, wie die Karre in den Dreck gefahren ist“, erklärte Momper am Montag bei einer Pressekonferenz im Rathaus Schöneberg. Von der von Kohl versprochenen Soforthilfe hätten die DDR-Bürger nicht viel gesehen. Das ausgebliebene Engagement der Bundesregierung zur Bewältigung der Probleme habe auch dazu beigetragen, daß viele aus der DDR weggegangen seien.

Als unverantwortlich bezeichnete Momper Aussagen aus Kreisen der Bundesregierung über eine angeblich bevorstehende Zahlungsunfähigkeit der DDR und ihren baldigen Zusammenbruch. Dies sei nach seinem Eindruck bewußt lanciert worden, um die DDR weiter zu destabilisieren. Es möge Politiker geben, die meinten, „je mehr die DDR ausblutet, um so billiger sei sie zu übernehmen“, erklärte er. Momper kritisierte auch, daß Bundesfinanzminister Waigel (CSU) nach den Desinformationen in der vergangenen Woche von einer Zuspitzung in der DDR gesprochen und einen Kassensturz verlangt habe. Eine Währungsunion, die Ankoppelung der Währung der DDR an die D-Mark, sei notwendig, aber nur möglich, wenn gleichzeitig soziale Härten für DDR-Bürger aufgefangen würden. Dazu gehörten die Zahlung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe sowie Wohngeld, ein abgestuftes Programm zum Abbau von Subventionen und die Anhebung der Renten.

dpa/taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen